In diesem Restaurant möchte ich immer wieder essen: Jägerwirt, Scheffau
Der Jägerwirt liegt über dem kleinen Dorfzentrum von Scheffau. Eine kurze, kurvige Waldstrecke trennt das Dorf vom einsam gelegenen Wirtshaus. Die Distanz, sonnige Lage und Ruhe unterhalb des Gebirgsstocks vom Wilden Kaiser tun gut. Hier ist man dem Alltag entkommen. Ein typisches Tiroler Haus, das sich in die Landschaft einfügt. Eigentlich fast unspektakulär.
Beim Eintritt ins Lokal verändert sich plötzlich alles. Zuerst mustert man noch die üppige Dekoration, den roten Teppich, die Hirschgeweihe. Aber sobald man von den umsichtigen Mitarbeitern des Jägerwirts begrüßt wird, stellt sich einfach nur ein wohliges Gefühl ein. Man wird mit genau dem richtigen Maß umsorgt, die große handgeschriebene Tafel mit den Tagesempfehlungen wird herangeschleppt und man hofft, dass alles so gut weitergeht, wie es begonnen hat.
Und das tut es. Egal ob man die frischen Saiblingsfilets, zarte, rosagebratene Hirschfilets oder eine andere Köstlichkeit auswählt, die das Tiroler Unterland in dieser Woche spendiert hat: Alles ist frisch und natürlich zubereitet, fern der gewohnten „Einfachmacher“ wie sie in vielen Küchen Anwendung finden. Künstliche Aromen und Geschmacksverstärker kommen Andreas Salvenmoser und Martin Schipflinger nicht in die Küche.
Die beiden jungen Wirtsleute sind experimentierfreudig und neugierig. Die Kombination aus heimischen Lebensmitteln und internationaler Gesinnung funktioniert sehr gut. Wenn beispielsweise eine Süß-Sauer-Sauce für zwei Tage am Herd brodelt, um sie mit Fleisch vom Kitzbüheler Metzger zu verbinden, steigt die Spannung wie es dann schmeckt, meint Küchenchef Andreas Salvenmoser.
Ein anständiges Gulasch oder Käsespätzle gibt es natürlich auch. Und wenn die Rindssuppe ohne Zusatzstoffe auskommen darf, so schätzen dies viele Gäste. Besonders gelte das für die ältere Generation, die sich an den Geschmack von früher erinnern, beschreibt Martin die Reaktionen.
Wegen dieser Besonderheiten, der Abwechslung und der ehrlichen Gastfreundschaft ist das Restaurant über die Region hinaus bekannt geworden. So durften Andreas und Martin vor kurzem sogar Tina Turner begrüßen, die auf Empfehlung vorbeikam und sich durch die Karte probierte. Martin Salvenmoser schwenkt aber gleich ein und betont, dass sie kein Promilokal sein wollen.
Mit einem Tiroler „Du“ wird bei ihnen ohnedies jeder Gast begrüßt, auch Konzernchefs oder die Schauspieler von „Bergdoktor“ und „Soko Kitzbühel“. Alle Genussmenschen auf ein gleiches Verständigungsniveau zu heben, das ist schon eine recht große diplomatische Leistung. Hier scheint es zu gelingen und der Atmosphäre tut es gut.
Weil Martin und Andreas die Ideen nicht ausgehen, haben sie vor drei Jahren noch einen Genussladen im Dorfzentrum von Scheffau gegründet. Dort verkaufen sie neben selbstgemachtem Bauernbrot und Chili-Hirschwürsten auch die Produkte ihrer Lieblings-Lieferanten: Camembert aus Hopfgarten, Tee aus Hamburg oder Schokolade nach Jägerwirt-Rezeptur aus Osttirol. Und dann haben die beiden kürzlich noch eine Bar in einem 400 Jahre alten Bauernhaus in Scheffau eröffnet. Aber das ist eine andere Geschichte.
Der Jägerwirt in Scheffau ist ganzjährig geöffnet, die Öffnungszeiten findet ihr auf der Website und weitere Tipps aus der Region gibt es auf meinem Blog.