Tarnen, Täuschen, Teleobjektiv – Faszination Wildtierfotografie
Fabio hält den Atem an und späht durch das Objektiv. Der Birkhahn hat ihn nicht bemerkt. Das Tarnzelt verbirgt Fabio wie geplant. Es steht schon seit zwei Tagen hier, damit das Tier sich an den Anblick gewöhnt. Jetzt ist der Moment. Das erste Tageslicht streift den Hügel, der Birkhahn plustert sich auf. Fabio drückt den Auslöser. Klick. Klick. Klick.
Tagsüber arbeitet der 22-jährige Fabio Hain als Foto-Fachverkäufer im Innsbrucker Media Markt. 2011 bekommt er seine erste professionelle Kamera. Der Stubaier nimmt sie bei Wanderungen in Tirol mit und fotografiert Wildtiere. Immer besser werden die Fotos, immer größer der Aufwand, den er dafür betreibt. Geschlagene zwei Nächte verbringt er damit, den richtigen Moment für ein Foto von Steinböcken zu erwischen. Am Morgengrauen des zweiten Tages gelingt ihm schließlich das gewünschte Foto. Es zeigt die Silhouetten zweier Steinböcke beim „Ranggeln“. Spektakulär.
Freunde fragen Fabio, warum er sich die Nächte in Tarnzelten um die Ohren schlägt. Er entgegnet mit einem Lächeln: „Damit Du diese Naturschauspiele auch bewundern kannst.“ Immer schwieriger wird seine Suche nach ruhigen und abgelegenen Orten in Tirol. „Vielleicht verstehen die Menschen durch meine Fotos besser, warum sie nicht alle Rückzugsgebiete der Wildtiere verbauen sollten.“
Und dann erzählt er weiter. Über die Hirschbrunft letzten Herbst. Eine Niederlage. Zwei Wochen Urlaub hat er sich genommen. Nur ein gutes Foto ist ihm gelungen. Er nimmt es gelassen: „Es läuft nicht immer, wie man will.“ Diesen Herbst folgt er wieder dem Ruf der Hirsche. „Ich liebe meine Arbeit als Foto-Fachberater“, sagt der junge Wildtierfotograf, „aber nach Feierabend zieht es mich in die Natur hinaus.“ Hinaus zu Gams, Reh, Steinbock, Birkhahn und Mäusebussard. Irgendwo in den Tiroler Bergen.
Fabios Tipp fürs Fotografieren von Wildtieren, wenn gerade mal kein Tarnzelt zur Verfügung steht:
„Ein Hirsch ist schneller weg, als man schauen kann. Steinböcke haben eine geringere Fluchtdistanz als zum Beispiel Hirsche. Deshalb ist es auch einfacher, beispielsweise Steinböcke aus der Nähe zu fotografieren. Wildtieren muss ich mich ruhig und langsam annähern. Ich warte immer wieder, bleibe stehen, bin möglichst leise. Schritt für Schritt nähere ich mich dem Tier. Dann gelingt vielleicht das eine oder andere gute Foto.“
Fabios Ausrüstung für Foto-Ausflüge in die Wildnis:
- Stabiles, schweres Stativ
- Teleobjektiv (für Nahaufnahmen) und/oder Weitwinkelobjektiv (für Landschaftsaufnahmen)
- Kamera
- Speicherkarten
- Akkus
- Tarnnetz
- Leichtes Tarnzelt
- Sturmhaube
- Schlafsack
- Isomatte
- Essen, Trinken erste Hilfe Packet etc.
Weitere Fotos von Fabio findet ihr auf der Website www.wildlife-tirol.at und auf seinem Facebook-Profil.