Jetzt mit Kultur.Tirol Brieffreundschaft schließen und keine Geschichte mehr verpassen.
Blaue Berge, spruchreifes Porzellan
Blau ist ihre Lieblingsfarbe und Kunst darf auch dekorativ sein. Mit frechen Sprüchen auf Porzellan und Bergbildern behauptet sich Hannah Philomena Scheiber in der internationalen Kunstszene.
Bergbilder lehnen an der Wand und auf der Staffelei, in einer Ecke hängen alte, schön beschriftete Porzellanteller, und mittendrin steht Hannah Philomena Scheiber, die den Pinsel mit schnellen Bewegungen über die Leinwand führt. Die junge Künstlerin malt gerne rasch – nicht nur im Winter, wenn es in ihrem Atelier in Imst frostig ist. „Ich bin ein extrem ungeduldiger Mensch“, sagt sie und: „Oft sind es nur ein paar Pinselstriche, die Licht und Schatten ausmachen. Es braucht beides, damit ein Berg auf der Leinwand entstehen kann.“
Urweibliches Ultramarinblau
Zum Motiv der Berge fand sie über das Malen von Trachtenfalten. Auch dabei ging es um Licht und Schatten, um abstrakte Formen und Symbole. „Berge geben mir das noch mehr als Stoffe“, meint die Künstlerin und verweist aufs Aufwachsen in Tirol. Dass mehr dahintersteckt als ein alpines Heimatgefühl, zeigt schon die Farbwahl: ein leuchtendes Blau, das sie in verschiedenen Nuancen mischt. „Ultramarinblau war früher eine der wertvollsten Farben. Die Farbe des Urweiblichen verwendete man, um die Muttergottes mit einem blauen Marienmantel zu würdigen. Es hat mich unglaublich angesprochen, damit ganz reduziert, nur in diesen Schattierungen zu arbeiten.“
Malen „für die Ewigkeit“
Die Farben bezieht sie von der traditionsreichen Firma Zecchi in Florenz, ihrem zweiten Studienort nach Wien. Dort konnte sie „komplett in die Malerei eintauchen“ und zu diesem Ausdrucksmittel zurückkehren. „Pigmente und Bindemittel miteinander zu mischen und ‚für die Ewigkeit‘ auf Leinwand haltbar zu machen, hat mich schon als Kind fasziniert“, sagt Hannah Philomena Scheiber.
Kunst darf auch dekorativ sein
Ihre Gemälde sind so groß wie ein Zeichenblatt oder so hoch wie eine Wand. In Imst gestaltet sie demnächst die Fassade an einem alten Haus. In Längenfeld prangt schon jetzt eine ihrer blau-weißen Berglandschaften an einem Sportgeschäft. Die Frage, ob Kunst dekorativ sein darf, stellt sich dabei nicht. „Ich habe diesen amerikanischen Zugang, den ich beim Studium in New York erlebt habe. Dort gibt es keine Unterscheidung zwischen Deko und Fine Arts.“
Porzellan mit Ausdruck
Ungewöhnlich sind auch Hannah Philomena Scheibers gedruckte Sprüche auf feinem Küchenporzellan. Die Teller machen sich gut als Etageren, Servierplatten oder Wandschmuck. Erst auf den zweiten Blick nimmt man wahr, was da eigentlich draufsteht: feministische, politische oder einfach freche Sprüche – zugleich witzig und ein Denkanstoß. Sie bringen der Künstlerin viel positives Feedback und sind wie alles hier im Atelier: schön anzuschauen, mit Köpfchen gemacht und mit großem Können ausgeführt.