Von tiefsinnig bis humorvoll: Viele Hausbesitzer in Tirol hielten einst Ängste, Hoffnungen, Lebensweisheiten und Erfahrungen auf ihren Mauern fest. Wir haben die schönsten Hausinschriften für euch gesammelt.
„Man sieht oft etwas hundert Mal, tausend Mal, ehe man es zum allerersten Mal wirklich sieht.“ An dieses Zitat von Christian Morgenstern musste ich denken, als ich erstmals einen alten Spruch auf einem Haus in Innsbruck entdeckte, an dem ich jahrelang achtlos vorbei gegangen war:
Sehe jeder wie er es treibe, sehe jeder, wo er bleibe, und wer steht, dass er nicht falle.
Winkler-Haus, Innsbruck
Seitdem achte ich viel mehr auf die vielen beschrifteten Fassaden im ganzen Land. Einige der hier angeführten Sprüche sind bis heute auf Tiroler Häusern zu lesen, andere leider nicht mehr, da manche der Gebäude renoviert wurden oder Neubauten weichen mussten. Umso schöner ist es, dass es Bücher gibt, in denen das alte Kulturgut verewigt ist. Und wer weiß, vielleicht kommt die Tradition ja irgendwann wieder in Mode?
Rast ich, rost ich.
Schwaz
Zu Gott und unsere lieben Frauen habe ich Hoffnung und Vertrauen.
Ellbögen
In jedes Haus, wo Liebe wohnt, da scheint hinein auch Sonn' und Mond. Und wär's auch noch so ärmlich klein, so kommt der Frühling doch hinein.
Waidach/Leutasch
Allen zu gefallen, kann möglich nicht sein, es sein zu viel Köpf und viel zu wenig Verstand darein.
Kirchdorf
Hier bin ich frei, Hier darf ich sein. Das wahre Glück: ein friedlich Heim.
Hungerburg, Innsbruck
Der Mensch lebt so dahin und nimmt es nicht in acht, wie ihm jede Stunde sein Leben kürzer macht.
Weiße Raben, schwarzer Schnee, keusche Jungfern, blauer Klee, treue Freunde in den Nöten, sind die größten Raritäten.“
Innsbruck
Ob Heide, Jud oder Christ, herein, wer durstig ist.
Gasthof Altwirt, Sellrain
Wer Schlechtes spricht über mich und die Meinen, der soll nach Haus gehen und schauen nach den Seinen.
Schwoich
Es ist selta a Schädle, wo ka Nützle dabei ist.
Außerfern
Das Bauen ist des Menschen Lust, Dass so viel kost, hab‘ ich nicht gewusst. Drum behüt‘ dich Gott in solchen Zeiten vor Maurern und vor Zimmerleuten.
Alpbach
Wer im Haus viel schwört und flucht, der darin sein Unglück sucht.
Paznaun
Tut den Durst nur immer löschen, doch mit Wasser lasst es sein. Wasser gehört den Fröschen und den Menschen Bier und Wein
Batzenhäusl/Kufstein
Dies Haus ist mein und doch nicht mein. Der nach mir kommt kann's auch nur leih'n. Dem Dritten wird es übergeben, er kann's nur haben für sein Leben. Den Vierten trägt man auch hinaus, sag wem gehört nun dieses Haus.
Leutasch
Es wird kein Ding so schön gemacht da kommt ein Spöttler, der’s verlacht. Wärst früher du hergekommen, hätt‘ ich Rat von dir genommen. Doch jetzt schweig still, es tut ein jeder wie er will.
Niederthai
Fideles Volk, die Leute vom Bau. Arbeiten, essen, trinken. Und machen Radau.
Sägewerk Pirmoser, Kufstein
O wie schön ist Gottes Welt, mittendrin sind wir gestellt. Sind den Lärm der Städte fern, haben die stille Heimat gern.
Leutasch
Neide dem, der höher steht, nicht sein Glück, sei zufrieden, jeder Mensch trägt sein Paket, nur die Packung ist verschieden.“
Ehrwald
Wir bauen Häuser aus Holz und Stein, und sind doch nichts als Gäst darein.
Tarrenz
Hausinschriften in Tirol
In der Volkskunde werden Hausinschriften in religiöse und weltliche Sprüche, Neid- und Gönnerschriften, Spott- und Rätselinschriften, Segenssprüche und Bauinschriften unterteilt. Genaueres dazu erklärt Martin Reiter in seinem Buch „Alte Hausinschriften“. Aus diesem Werk stammen viele der hier angeführten Sprüche, mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Mit ihrem Blick für Details erkundet Christina Schwemberger Land, Stadt und Leute und bringt die Eigenheiten der Tiroler mit einem Augenzwinkern auf den Punkt.
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