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10 Orte in Tirol, die schon Kaiser Maximilian I. imponierten
Wer ime (= sich) im leben kain gedechtnus macht, der hat nach seinem tod kain gedechtnus, und demselben menschen wird mit dem glockendon vergessen
Die fortdauernde Präsenz in der Zukunft war Kaiser Maximilian I. ein enorm wichtiges Anliegen. „Gedechtnus“ nannte der Kaiser dieses Maß aller Dinge. Sein persönliches Vermächtnis schuf er auf verschiedene Art und Weise. Errichtet in prunkvoller Architektur, abgebildet in künstlerischen Werken und gefestigt mittels einer volksnahen Regierung. Seine häufigen Jagd- und Fischereiausflüge dienten ihm nicht nur zur Erholung. Sie verhalfen ihm auch zu einer weitreichenden Landespräsenz und einer engen Verbindung zum „einfachen Volk“. Die Revitalisierung mehrerer Burgen und die Förderung industrieller Zweige sorgten für eine enorme Popularität des Kaisers. Da kommt es nicht von ungefähr, dass heute noch zahlreiche Plätze in Tirol eng mit dem Kaiser verbunden sind. An vielen Orten wandelt man heute praktisch auf seinen Spuren. Im Folgenden zeige ich euch, wo ihr das „Gedechtnus“ des Kaisers am lebendigsten spüren könnt.
1. Innsbruck – Das Zentrum der Macht
Früher und heute
Im Jahre 1490 übernahm Maximilian die Herrschaft in Tirol und baute Innsbruck zur Drehscheibe der Habsburger-Dynastie aus. Die Stadt wurde zum Mittelpunkt von Maximilians Österreichischer Herrschaft und sein liebster Aufenthaltsort. Von dort aus plante er seine Expansionspolitik und traf politische Entscheidungen.
Künstler und Architekten wirkten in der Hauptstadt Tirols an dem Gedechtnus des Kaisers, welches heute noch in mehreren Gebäuden verankert ist. So zum Beispiel im Goldenen Dachl, dem Wahrzeichen Innsbrucks. Das prunkvolle Dach ließ Maximilian anlässlich seiner Hochzeit mit Bianca Maria Sforza von Mailand errichten. Nach einem Umbau ist das Museum zum Goldenen Dachl nun wieder geöffnet und beherbergt eine interaktive Ausstellung über das Leben und Wirken Maximilians. Auch die Hofburg steht in enger Verbindung mit Kaiser Maximilian. Um 1500 war der Ausbau der Hofburg vollbracht. Man sagt, Maximilian hat sich dort das schönste Bauwerk der Spätgotik geschaffen. Die kaiserlichen Räumlichkeiten könnt ihr heute während einer Führung durch das Burgmuseum besichtigen.
Das Zeughaus, welches damals als zentraler Waffenplatz der Habsburger diente, ist heute ein Museum über Tirols Kulturgeschichte. Jeden Sommer findet im Zeughaus das Open Air Kino statt.
Im Zentrum des Gedechtnus steht das kaiserliche Grabmal in der Hofkirche. Das Monument zeigt den Kaiser flankiert von den wichtigsten Wegbegleitern seiner Zeit.
2. Achensee – Des Fürsten liebster Fischweiher
früher
Maximilian sah in Tirol einen Ort, an dem er einen Ausgleich zum stressigen (Regierungs-) Alltag schaffen konnte. Tirol war nicht nur politischer Mittelpunkt seiner Herrschaft, sondern auch sein liebstes Refugium und Erholungsgebiet. Beim Jagen und Fischen stellte Maximilian eine ausgewogene Reign-Life-Balance her.
Um aus der Fischerei einen organisierten Prozess zu formen, ließ Maximilian alle Gewässer, die sich zum Fischen eigneten, in einem Buch erfassen. Eines der bevorzugten Fischerei-Reviere des Kaisers war der Achensee. Bei seinen Ausflügen zum größten See Tirols quartierte er sich in dem „Fürstenhaus“ in Pertisau ein. Als „erster Gast am Achensee“ führte Maximilian dort so etwas wie Tourismus ein.
heute
Mittlerweile ist der Tourismus am Achensee nicht mehr wegzudenken. Und die Landschaft rund um den See ist heute für jeden offen. Die fjordartige Einbettung des Sees zwischen den Gebirgsgruppen Karwendel und Rofan sorgt immer noch für Entzückung. Wandern, Mountainbiken, Gleitschirmfliegen, Baden und Stand-up-Paddling führen die To-Do-Liste an Achensee-Aktivitäten an. Heute übernachtet man allerdings nicht mehr im Fürstenhaus, sondern im Travel Charme Hotel Fürstenhaus Am Achensee ****S.
Um die schönsten Seiten des Achensees wie einst Maximilian zu genießen, solltet ihr von Pertisau am Ufer entlang bis zur Gaisalm wandern und von dort mit dem Schiff zum Ausgangspunkt zurückkehren. Auch ein Abstecher in die Karwendeltäler solltet ihr nicht auslassen!
3. Martinswand – Wo die Prahlerei dem Kaiser beinahe zum Verhängnis wurde
früher
Maximilian betonte in seinem autobiografischen Werk Theuerdank, dass er „ein Jäger aus angeborener Natur und königlichem Gemüt sei und nicht aus Gewohnheit und zum Zwecke der Hoffahrt“. Er genoss beim Jagen die körperliche Ertüchtigung, das Abenteuer, das Naturerlebnis und die Herausforderung des persönlichen Mutes. Obendrauf die Bewunderung des weiblichen Volkes und prominenter Gäste. Denn auch bei Maximilian wurde die Jagd oft zu einer inszenierten Show. Einmal wurde ihm die Prahlerei fast zum Verhängnis.
Einer der liebsten Jagdsitze des Kaisers war die Burg Martinsberg bei Zirl, die in Sichtweite der Martinswand liegt. Die schroffe Kulisse eignete sich ideal für unterhaltsame Schaujagden. Sie sorgten für ein Raunen bei der weiblichen und hochadligen Anhängerschaft, die die tollkühne Darbietung in den Felswänden aus dem Tal aus verfolgte. Als der Kaiser es ein Mal zu weit trieb, war er auf die Hilfe eines Jägers angewiesen, der ihn sicher wieder aus der Wand geleitete. Diese Rettung wurde später zu einem Akt des Himmels erhoben. Geboren war die Sage von einem helfenden Engel in Jägergestalt.
heute
Das Drama von damals hat deutliche Spuren in der Martinswand hinterlassen, die an die Beinahe-Tragödie des Kaisers erinnern. Die Martinswand ist ein Hotspot für Kletterer geworden. Den Kaiser-Max-Klettersteig muss jeder sportliche Klettersteiggeher gemacht haben.
Aber auch Wanderer, die des Kletterns nicht tüchtig sind, können sich in die Martinswand begeben. An den Ort, wo Maximilian einst auf seine Rettung wartete, führt heute ein mit Seilen gesicherter Steig. Ist die Maximiliangrotte nach etwa 1,25 Stunden erreicht, wartet ein wirklich kaiserlicher Blick über das Inntal und folgender Appell:
In dieser Grotte der Martinswand stand Kaiser Maximilian an des Grabes Rand. Lernt Gott vertrauen und merket Euch, Gott schützt das Haus Österreich.
Aber keine Angst, heute schafft man es ohne göttliche Hilfe wieder aus der Wand heraus…
4. Heiterwanger See und Plansee – Fish & Hunt vor Zeiten von Instagram
früher
Egal ob Bike & Hike oder Hike & Fly, die Kombination von alpinen Disziplinen ist heute extrem beliebt. Auch Maximilian war ein kaiserlicher Kombinierer. Am Heiterwanger See und Plansee bei Reutte perfektionierte er die Kombi Hunt & Fish. Nachdem er sich in den Wäldern rund um den See bei der Hirsch- und Gamsjagd verausgabte, erholte er sich beim Angeln in den fischreichen Gewässern der beiden Seen. Die Goldforelle war das Objekt seiner Begierde.
Auch im Après-Angeln war der Kaiser schwer zu schlagen. Im Anschluss an eine erfolgreiche Hunt & Fish – Tour wurde ausgelassen am Seeufer zelebriert. Im Gefolge geladener Gäste konnten im feierlichen Rahmen geschäftliche Beziehungen vertieft und fangfrische Beute verspeist werden.
heute
Als bekennender PR-Profi hatte der Kaiser ein besonders gutes Auge für „instagramable“ Plätze. Der Blick über den Plansee ist momentan wohl eines der meist abgelichteten Tiroler Fotomotive in der Instagram-Community. Auf leichten Wanderwegen könnt ihr die gesamte Schönheit der beiden Seen erleben.
5. Burg Berneck – Ein fairer Tausch?
früher
Der Gegenwert für die Burg Berneck war nicht gering. Eines der schönsten Schlösser Tirols, das Schloss Tratzberg, musste der Kaiser im Tausch hergeben. Was machte die Burg derart wertvoll? Damals war es die strategische Lage der Burg in der Folge des Schweizer Krieges und – wie sollte es anders sein – die reichen Jagd- und Fischereigründe im Kaunertal.
heute
Auch heute ist die Burg über dem Eingang des Kaunertals ein echter Blickfang. Sie ist im Privatbesitz, kann aber im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Wer die Anfahrt zur Burg mit dem Auto plant, sollte den Weg über die Panoramastraße von Flies nach Kauns wählen. Dort passiert man das Naturparkhaus des Naturparks Kaunergrat und die Aussichtsplattform Gacher Blick. Wer die ehemaligen Jagdgründe des Kaisers im Kaunertal begutachten möchte, sollte vom Gepatsch-Stausee durch das Kaiserbergtal bis zum Schwarzsee wandern.
6. Das Jagdschloss in Kühtai – Vom Jagd- zum Skigebiet
früher
Kühtai war eines der liebsten Jagdreviere von Kaiser Maximilian. Das alleinige Jagdrecht in dem Areal pachtete Maximilian damals von den Freundsbergern. In der Pachturkunde hielt der Kaiser fest, „dass seine Majestät und sonst niemand anderer in solcher Zeit daselbst Gemsen jagen möge.“ Und somit hatte er das hochgelobte Wild in Kühtai ganz für sich allein und übernahm das Jagdhaus in Kühtai.
Die fürstliche Jagdresidenz wurde zuerst zum Jagdschloss erweitert und 1952 schließlich zu einem Hotel umgewandelt. Zuvor hatte Hedwig das Kühtai zu einem Skigebiet ausgebaut, das gemeinsam mit Kitzbühel, dem Arlberg und dem hinteren Ötztal den Titel der „Wiege des Skisports“ beanspruchen darf.
heute
Seit 2016 liegt das Jagdschloss (Resort) in Besitz von drei neuen Eigentümern. Die Geschichte des Hauses ist noch immer allgegenwärtig und ein Aufenthalt in dem Hotel sehr empfehlenswert. Wo sonst kann man als Normalsterblicher in wahrhaftigen Fürstenzimmern übernachten, bei denen der nächste Skilift und die nächste Wanderroute direkt vor der Tür starten?
7. Hall – Eine Stadt blüht auf
früher
Nach der Verlegung der Tiroler Münze 1477 von Meran nach Hall erlebte die Stadt ihre größte Blütezeit. Die durch einen Brand zerstörte Altstadt wurde gemäß der Maximilianischen Feuerverordnung wieder aufgebaut. Sie hat bis heute das Bild aus dieser Zeit bewahrt. Maximilian erhob die Stadt zur Hauptmünzstätte . Versorgt vom Tiroler Bergbau, wurden hier reihenweise Münzen mit verschiedenen Werten geprägt. Von da an trugen die meisten Bürger Maximilian immer bei sich in der Tasche. Die Münzen nutzte Maximilian zur politischen Propaganda für seine Person und das Haus der Habsburger. Schaujagden, anschauliche Bauwerke und Schaumünzen – die PR-Aktivitäten des Kaisers waren allgegenwärtig.
In Hall ist ein weiteres Bauwerk zu finden, das Maximilians Handschrift trägt. Der Ausbau der Burg Hasegg von einer bescheidenen landesfürstlichen Behausung zu einem imposanten Ansitz war ihm ein großes Anliegen. Der Legende nach hielt er dort das Beilager mit seiner zweiten Frau Bianca Maria Sforza. Erst nach der Zeit Maximilians wurde die Münze Hall in die Burg Hasegg verlegt.
heute
Keine Altstadt in Tirol hat ihren mittelalterlichen Flair so bewahren können wie die Altstadt von Hall. Entsprechend reizvoll ist ein Stadtbummel durch die Gassen mit ihren kleinen Boutiquen und temporären Märkten. Die Münze Hall ist heute ein Museum der Münzgeschichte. Dort könnt ihr euch selber als Münzpräger versuchen und eure eigene PR-Münze als Andenken mitnehmen.
8. Silberbergwerk Schwaz – Des Kaisers Goldgrube
früher
Gewissermaßen finanzierte das Silberbergwerk Schwaz das Imperium des Kaisers. Die abgebauten Bodenschätze aus der „Mutter aller Bergwerke“ befeuerten die Münzprägung in Hall und wurden als Pfand für Darlehen der Handelsfamilie Fugger genutzt. Maximilian sah in Tirol „eine Geldbörse, in die man nie vergeblich greift“. Durch den Bergbau wuchs Schwaz in der Zeit um 1500 zum größten Ort Tirols heran und entwickelte sich zur ältesten Industriesiedlung Europas.
heute
Wer sich in die Zeit des Bergbaus in Schwaz zurückversetzen möchte, sollte das Schaubergwerk besuchen. Dort bekommt man eine Vorstellung von der beschwerlichen und risikoreichen Arbeit der Knappen zu Maximilians Zeiten. Mit der Grubenbahn taucht ihr in „die Welt unter Tage“ ein und erkundet das Stollennetz. Im Anschluss lohnt sich ein Spaziergang durch die Altstadt oder hinauf zur Burg Freundsberg.
9. Festung Kufstein – Maximilians Meisterwerk
früher
An der Festung Kufstein hat sich Maximilian lange aufreiben müssen. Erst 1504 arrondierte er diese und die umgebenden Landesteile zum Tiroler Herrschaftsgebiet. Die Belagerung der Burg gilt heute als das bedeutendste Ereignis in der turbulenten Kufsteiner Geschichte als Grenzort zwischen Bayern und Tirol. Die zerstörte Burg wurde von Maximilian wieder errichtet und zu einer der größten Festungsanlagen Tirols ausgebaut. Der Kaiserturm ist mit seinen acht Meter dicken Mauern Symbol der Festungsarchitektur Maximilians und, wie die gesamte Burganlage, das unübersehbare Wahrzeichen der „Perle Tirols“.
heute
Heute ist die Festung Kufstein ein friedlicher Ort. Zahlreiche Veranstaltungen nutzen sie als Kulisse. Hervorzuheben sind der Operettensommer und der Weihnachtszauber-Adventmarkt.
Eine moderne Panoramabahn bringt Besucher bequem aus der Fußgängerzone auf den Festungsberg, der im Rahmen von Führungen erkundet werden kann. Berühmt ist die Festung für die Heldenorgel im Bürgerturm: Sie ist die größte Freiorgel der Welt. Ihr Spiel erklingt täglich in Erinnerung aller Opfer kriegerischer Auseinandersetzungen und mahnt zum Frieden in der Welt.
Einen tollen Blick auf die Festung hat man bei einem Spaziergang am Fuße des Kufsteiner Stadtberges oder beim Kaisertalaufstieg, der in das malerische Kaisertal zwischen Zahmen und Wilden Kaiser führt.
Weitere Informationen
Der Kufsteiner OperettenSommer
Weihnachtszauber in der Festung
Ein Stadtbummel durch Kufstein
10. Schloss Bruck, Schloss Heinfels & die Lienzer Klause – Osttiroler Bollwerke
früher
Um 1500 gingen die Osttiroler Herrschaftsbezirke Lienz und Heinfels samt dem Schloss Bruck, dem Schloss Heinfels und der Lienzer Klause in den Besitz von Maximilian über. Diese Herrschaften verkaufte Maximilian aus chronischem Geldmangel allerdings sogleich, behielt sich aber gewisse landesfürstliche Rechte vor. Im Kampf gegen Venedig wurden alle drei Bauwerke als Zeughaus oder Festungsanlagen strategisch bedeutsam.
heute
Das Schloss Bruck ist heute ein Museum, dessen Highlight die Schlosskapelle ist. Darüber hinaus beherbergt das Museum immer wieder neue Themenausstellungen und bietet Workshops und Werkstätten für Kinder an.
Die Burg Heinfels kann jeden Sonntag besichtigt werden (Anmeldung nötig). Vom Burggelände bietet sich ein fantastischer Ausblick über das Pustertal. Die Ruine der Lienzer Klause liegt unweit der Pustertaler Höhenstraße. Die Besichtigung der Burg Heinfels und der Lienzer Klause könnt ihr über diese Straße bequem und aussichtsreich verbinden.