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Tonangebend: Das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck
Warum Innsbruck trotz seiner überschaubaren Größe ein guter Platz für die Musik ist, erzählen uns zwei, die schon in jungen Jahren ganz oben auf der Tonleiter standen: Chefdirigent Kerem Hasan und Konzertmeisterin Annedore Oberborbeck.
Die erste Geige spielen
Von Oper bis Tanztheater, von klassisch bis experimentell: 1893 gegründet, ist das Symphonieorchester eines der beständigsten Aushängeschilder der Tiroler Hochkultur. In der ersten Reihe des Orchesters steht die Konzertmeisterin Annedore Oberborbeck.
"Ich war mit sieben in einem Konzert und habe seither gewusst, ich möchte Geigerin werden", sagt die Frühberufene. Was es bedeutet, in einem Orchester den Ton anzugeben, wie sie ihre Liebe zur Musik entdeckt hat und warum das Üben eine zähe Sache sein kann, erzählt sie uns im Video.

Mit 11 debütiert Annedore Oberborbeck als Solistin in der Niedersächsischen Staatsoper Hannover. Es folgen Auftritte bei renommierten Festivals in halb Europa, den USA und Japan. Internationale Preise lassen nicht lange auf sich warten. Nach einem Zwischenstopp in Nürnberg übernimmt Annedore Oberborbeck 2013 schließlich die erste Geige in Innsbruck. Daneben unterrichtet sie am Tiroler Landeskonservatorium und ist eine gefragte Kammermusikerin und Konzertsolistin.
Das Wunderkind am Dirigentenpult
Kerem Hasan studierte Klavier und Dirigieren in Schottland, Deutschland und der Schweiz und gilt als einer der größten Talente seiner Generation. Mit nicht einmal 30 Jahren ist er einer der beiden Chefdirigenten des Tiroler Symphonieorchesters. Bodenständigkeit strahlt der junge Virtuose dennoch aus. Wir haben ihn bei einem seiner Innsbruck-Stopps zu einem kurzen Interview getroffen.
Sie waren 2017 erstmals als Gastdirigent in Innsbruck. Was waren damals Ihre ersten Eindrücke?
Die Altstadt, die Natur und die damit verbundene Ruhe haben mich beeindruckt. So eine Kombination ist in London nur schwer zu finden. Innsbruck hat wegen der Lage inmitten der Berge eine einzigartige Atmosphäre. Dazu kommen das begeisterungsfähige Publikum bei Konzerten. Das alles macht die Stadt zu einem besonderen Ort für mich.
Im Vergleich zu London ist in Innsbruck – bis auf die Berge – alles eine ganze Nummer kleiner...
Das stimmt, aber Tirol vereint die Tradition mit einem zukunftsgerichteten und zeitgemäßen Blick. Es verfügt außerdem über eine großartige Musikkultur und deshalb ist es mir eine Ehre, hier zu arbeiten.
Die Bandbreite des Orchesters reicht von klassischer bis zu experimenteller Musik. Ist es Ihnen wichtig, das Alte mit dem Neuen zu verbinden?
Auf jeden Fall. Eine gewisse Vielfalt sorgt nicht nur für Abwechslung bei den Musikern, sondern auch dafür, dass wir für jeden Geschmack etwas bieten. Das Tiroler Symphonieorchester hat beim Interpretieren von klassischen Werken seinen ganz eigenen Stil entwickelt. Als ich hier zum ersten Mal Mozart mit Saleem Ashkar als Solisten am Klavier dirigierte, war ich sehr überrascht von der Leichtigkeit, mit der das Orchester performte. Eine noch nie zuvor gehörte, spielerisch-leichte Interpretation von Mozart – fantastisch!
Sie wurden bei den Salzburger Festspielen als bester Nachwuchsdirigent ausgezeichnet – den Vorsitz der Jury hatte damals Dennis Russell Davies. Wussten Sie, dass er das von Philipp Glass komponierte „Tirol Concerto“ uraufgeführt hat?
Nein, das war mir nicht bekannt! Aber Dennis Russel Davies ist ein fantastischer Dirigent, der bereits mit vielen zeitgenössischen Komponisten gearbeitet hat.
Und welche Pläne haben Sie für das Tiroler Symphonieorchester?
Ich habe in meiner Zeit hier bisher versucht, ganz unterschiedliche Programme zu finden, mit verschiedenem Repertoire, mit verschiedenen Solisten und Dirigenten. Das ist auch der Plan für die Zukunft: Neues zu finden.
Vielen Dank für das Gespräch!
Kerem Hasan ist 1992 in London geboren und gilt als Wunderkind am Dirigentenpult. Er hat den Nestlé und Salzburg Festival Young Conductors Award gewonnen, war Finalist bei der Donatella Flick Conducting Competition und sorgte als Associate Conductor der Welsh National Opera für Aufsehen in der Musikwelt. Seit 2019 ist Kerem Hasan einer der Chefdirigenten des Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck.