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Tina Hötzendorfer: Mit feinem Strich und Inspiration
In ihrer eigenen Galerie „Rollin’ Art“ in St. Johann in Tirol verkauft die Malerin Tina Hötzendorfer Bilder und andere schöne Dinge.
Ein sonniger Tag im Februar 2021: Draußen flattern Fähnchen im Wind, ein freundlicher Elefant grüßt am Eingang, drinnen herrschen eine lichte Atmosphäre und rege Betriebsamkeit. Seit 2014 betreibt Tina Hötzendorfer in St. Johann in Tirol Galerie und Laden „Rollin’ Art“ – ein lang gehegter Wunsch und ein geglückter Mix aus Shabby Chic und luftiger Präsentation. An den Wänden hängen bunte Bilder mit fein gemalten Blumen und ornamental verzierten Tieren. In Regalen, auf Wandboards und einem Tisch ist das übrige Sortiment ausgestellt: Papierwaren, Drucke und Keramiken, Trinkflaschen und Emaille-Tassen, Schmuck, Taschen, T-Shirts und anderes mehr.
Wie man das Leben „neu sortiert“
Jedes einzelne Stück hier trägt ein von Tina Hötzendorfer entworfenes Motiv, oft auch einen originellen, inspirierenden oder ermutigenden Spruch – und es gibt wohl kaum einen Besucher, dessen Stimmung sich nicht gleich hebt, wenn er die Galerie betritt. „Es ist genau das, was ich mit meiner Kunst aussagen möchte“, meint Tina Hötzendorfer, „weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie schwarz, dunkel und trist das Leben sein kann.“ Seit einem Snowboardunfall vor 13 Jahren ist sie von den Schultern abwärts gelähmt und musste „ihr Leben neu sortieren“. Für ihre Kreativität, die sie früher beim Stricken oder Nähen auslebte, fand sie einen neuen Ausdruck: das Malen. Wie weit der Weg von den ersten Versuchen zu ihrer heutigen Kunstfertigkeit war, illustriert ein Bild bei der Kassa: krakelige Herzen und andere Formen, gemalt mit Fingerfarbe auf der Intensivstation.
Kunstvolle Schnörkel
In der Reha lernte sie unter anderem, „wie ich meinen Namen schreibe, aber das Malen mit Acryl und Aquarell habe ich mir selbst beigebracht. Ich stabilisiere mit der linken Hand die rechte und kann so auch feine, gerade Linien malen.“ Anfangs waren Tina Hötzendorfers Bilder „eher verzittert“, gerade deshalb malt sie jetzt „gerne detailreich. Es spiegelt auch den Prozess wider, den ich durchgemacht habe“.
Von Krafttieren und Faultieren
Wer ihre Bilder genau betrachtet, kann darin eine ihrer Inspirationsquellen entdecken, eine Weltreise, die sie noch vor ihrem Unfall unternommen hat. Die Ornamentik und die fernöstliche Philosophie haben darin Eingang gefunden, aber auch bestimmten Tieren begegnet man immer wieder. Elefanten haben ihr Herz gewonnen, seit sie in Nepal mit einem von ihnen schwimmen war. Aber auch Lamas, Faultiere, Schildkröten und Schmetterlinge tummeln sich auf ihren Kunstwerken und Waren. Man könnte fast sagen, diese „Krafttiere“ haben sie wieder auf Reisen gebracht: zu Galerien in New York, London und Paris, in denen sie ihre Arbeiten ausstellen konnte.
Mit neuer Produktionsstätte
Auf reine Kunst allein wollte Tina Hötzendorfer dennoch nicht setzen und überlegte sich von Anfang an, wie sie ihre Motive gut an die Frau oder den Mann bringen konnte. Immer wieder erhält das Sortiment Zuwachs, die Nachfrage ist zurzeit vor allem online groß. Mittlerweile hat sie vier Beschäftigte, im Winter 2020/21 mietete sie noch weitere Räume dazu und verlegte die Produktion aus der Galerie dorthin. Tassen, Textilien und einiges andere wird dort bedruckt. Was nicht hier machbar ist, lässt Tina Hötzendorfer nach Möglichkeit von österreichischen Firmen produzieren, auch Nachhaltigkeit ist ihr ein großes Anliegen.
Wertschätzung in der Krise
Der Erfolg gibt ihr auf jeden Fall recht. Nicht nur die Verkaufszahlen sind gut, auch viele positive Rückmeldungen erhält die Künstlerin. Natürlich sei die Erweiterung des Geschäfts „ein gewisses Risiko gewesen“, meint sie, „aber ich merke auch, wie sehr die Leute meine Sachen wertschätzen. Ich glaube einfach: Alles wird gut.“
Eine original „Seinihonserin“, also eine echte St. Johannerin, und zugleich begeistert von der weiten Welt ist die Künstlerin Tina Hötzendorfer. 1986 geboren, studierte sie nach der Matura Tourismusmanagement, ging aber dann doch lieber auf Reise nach Indien, Nepal und Australien. Ein Snowboardunfall 2008 zwang sie, einen neuen Lebensweg einzuschlagen. Seit damals malt sie und eröffnete 2014 ihre eigene Galerie „Rollin’ Art“. Ihre Bilder werden gescannt und dienen als Vorlagen für Papierwaren, T-Shirts, Tassen und vieles mehr.