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Vom Leben im Tal: das untere Inntal oder Unterinntal
Wenn man es genau nimmt, beginnt das Unterinntal bereits einige wenige Kilometer westlich von Innsbruck, dort, wo der Bach Melach in den Tiroler Hauptfluss mündet. Nur: Versucht einmal einer Innsbruckerin oder auch einem Haller beizubringen, er sei ein Unterinntaler! Der Großraum Innsbruck mit den seinen beiden Städten und einigen Dörfern ist quasi Niemandsland. Das Unterinntal, häufig, aber unpräzise auch als Unterland bezeichnet, beginnt frühestens östlich der alten Salzstadt Hall. Und nicht einmal das ist sicher. Ein Schwazer oder auch ein Zillertaler, zum Beispiel, fährt erst „ins Unterland“, wenn er sich noch viel weiter östlich in Richtung Kufstein begibt.
Was Oberinntalern an chronischer Knorrigkeit und Wortkargheit nachgesagt wird, machen Unterländer (das sind die Einwohner des Unterinntals und seiner Seitentäler) mit notorischer Leichtlebigkeit und für Oberländer bisweilen befremdlich wirkender Munterkeit wett. Das zeigt sich nicht zuletzt an selbst für Nichteinheimische deutlich wahrnehmbaren Unterschieden in den regionalen Dialekten. Um es an einem Beispiel aus dem Alltag zu demonstrieren: Wo der Oberländer zum Frühstück ein „Oa“ zu sich nimmt, verspeist der Unterländer fröhlich ein „Goggei“. Noch Fragen zum mundartlichen Eiertanz?
Das Unterinntal wird von nicht weniger mächtigen Gebirgszügen begrenzt als der Oberlauf des Inn. Aber es ist flach und weiter als das Oberinntal, freundlicher, weniger beengend und dadurch weniger bedrohlich in seiner Anmutung. Hier spielt es sich ab, und zwar in jeder Hinsicht: Fast die Hälfte aller rund 800.000 Tiroler lebt im Unterinntal, in dieser Gegend siedeln die meisten großen Industriebetriebe des Landes und hier ist auch noch Platz für Landwirtschaften, die groß, also ertragreich genug sind, sie im Haupterwerb zu betreiben. Außerdem laufen die großen Straßen- und Schienenrouten durch diesen Teil Tirols. Wer innerhalb von Österreich von Westen nach Osten oder aus dem Norden, über das deutsche Rosenheim, Richtung Süden reist, kommt durch das Unterinntal. Es lohnt sich aber allemal, nicht nur durch das Unterinntal durchzufahren, sondern auch dort zu bleiben – in einer lieblichen Gegend bei freundlichen Menschen.