
Kunst unter der Brücke
Kunst innen und außen
Es wird ein Ereignis der Malerei im öffentlichen Raum: Am 8. und 9. September 2018 gestalten fünf internationale Künstler beim Urban Art Festival Underbridge jeweils eine Säule der Autobahnabschnitts der A12 südlich der Feldgasse, am Abend davor stellen sie ihre im Atelier entstandenen Werke im openspace.innsbruck in der Mentlgasse aus. Dadurch wird auch der Unterschied zwischen den Arbeitsbedingungen im öffentlichen Raum und im Studio gut nachvollziehbar, der bei allen Beteiligten zu anderen künstlerischen Ergebnissen führt: Während Künstler im Außenbereich meist plakativ arbeiten, vom Wetter abhängig sind, leicht verständliche Inhalte und Formensprachen wählen, oft rasch agieren und häufig auch die hohen Materialkosten selbst tragen müssen, können sie Studioarbeiten über lange Zeit ausarbeiten, tiefschichtiger gestalten und finden damit auch Abnehmer unter Galerien und Sammlern.
HNRX & Friends
Initiator des Festivals ist der aus Tirol stammende Künstler HNRX, dessen großflächige Werke seit einigen Jahren zum Stadtbild von Innsbruck gehören. Von hier aus hat er seine internationale Karriere im öffentlichen Raum und in Galerien begonnen. Inzwischen sind die Comic-Früchte und -Würste abstrakten Formen gewichen, auch die Technik hat sich verändert. Statt wie in den Anfangsjahren mit Sprühfarben, die „nur beschränkte Möglichkeiten bieten“ (HNRX), arbeitet er aus künstlerischen und Umweltgründen nun mit Pinsel und Rolle. Verändert haben sich auch die Motive und der Stil: Nach wie vor perfekt ausgearbeitet, sind seine Werke nun eher „dirty“ statt sauber, erschließen sich weniger direkt, was für den Betrachter auch mehr Spielraum der Interpretation eröffnet. Zum Underbridge Festival vom 7. bis 9. September 2018 bringt er vier europäische Künstler mit, die wie er in öffentlichem Raum und Studio arbeiten, aber jeweils andere künstlerische Ansätze verfolgen: Guido Zimmermann aus Deutschland, Joachim aus Belgien, Bebar aus Frankreich und Koctel aus Spanien.
Zimmermann arbeitet auf Hauswand und Leinwand, gestaltet aber auch viele Skulpturen – wie die Cuckoo Blocks, eine Serie von Kuckucksuhren in der Form von Betonwohnblöcken der 1960er- und 1970er-Jahre – und betreibt ein „Museum on the Street“ in Frankfurt, bei dem Murale-Künstler und freie Fassaden zusammenfinden.
Bebar und Koctel sind in Formensprache und Farbwahl von den fünf am stärksten der Graffitikunst zuzuordnen, während sich die Arbeiten von Joachim stark voneinander unterscheiden, je nachdem ob sie auf Fassaden oder im Studio entstehen.

Der Belgier Joachim malt im öffentlichen Raum plakativer als im Studio.
Foto: Joachim
Orte des Anfangs
Der Wahl des Ortes der Mal- bzw. Sprühaktion ist im Übrigen wohlüberlegt: HNRX wollte zum einen großformatige Arbeiten ermöglichen, die auch über längere Zeit erhalten bleiben, und dafür allen Künstlern gleichwertige Arbeitsflächen bieten. Mit den Säulen unter der Autobahnschleife zum anderen kehrt er auch zu seinen Anfängen zurück, als er als Graffiti-Sprayer freie Flächen in Innsbruck suchte, und knüpft an seine seit einiger Zeit bestehende Zusammenarbeit mit der ASFINAG an. Auch zum Ausstellungsraum openspace.innsbruck bestehen bereits Verbindungen, fand dort doch seine erste Ausstellung in Innsbruck einschließlich Fassadengestaltung statt.
Guido Zimmermann: Cuckoo Blocks, Berlin
Underbridge Festival
7.–9.9.2018
7.9., 19 Uhr, Vernissage
openspace.innsbruck
Mentlgasse 12b
6020 Innsbruck
8. und 9.9.2018
Malaktion
Pfeiler der Inntalautobahn A12
Feldstraße 11/Innsbruck Westbahnhof
Kontakt
HNRX
Tel. 0650.7476658
E-Mail: office@hnrx.at