Max und die Frauen unter den schwarzen Mandern
In der Kaiserlichen Hofkirche in Innsbruck stehen 28 schwarze Mander Wache, deshalb nennt der Volksmund sie auch „Schwarzmanderkirche“.
Es war ein Traum von Kaiser Maximilian I. (1459 – 1519). Ein Grabmal, eines Kaisers würdig. Zeitlebens in Auftrag gegeben, aber erst lange nach seinem Tod fertiggestellt, wurde nicht nur der Standort ein anderer als geplant. Weitaus größer als es letztendlich geworden ist, hätte das Grabmal in Wiener Neustadt stehen sollen, wo der Kaiser begraben wurde.
Sein Enkel Ferdinand jedoch entschied, es in Innsbruck in der dafür eigens gebauten Hofkirche aufstellen zu lassen. Statt geplanten 40 riesigen Bronzefiguren sind nur 28 „Schwarze Mander“ fertig gestellt worden und bewachen das leere Grab Kaiser Maximilians. Wenn man genauer hinsieht, sind einige der Mander aber Frauen.
Wer waren diese Frauen, die das Grabmal von Max bewachen und welches Schicksal hatten sie?
Elisabeth von Kärnten, Görz und Tirol (1262 -1313)
Tochter von Meinhard II
Klug und geschäftstüchtig, heiratet mit 15 Jahren Herzog Albrecht II. von Habsburg. Auf Elisabeth geht der Bau der Salinenanlage im Salzkammergut zurück. 1299 wird sie römisch-deutsche Kaiserin. Neun Jahre später wird ihr Mann von seinem Neffen ermordet. Am Tatort lässt Elisabeth das Kloster Königsfelden errichten, wo sie später beigesetzt wird. Sie bekommt 21 Kinder (!). Fleißig!
Cimburgis von Masowien 1394 (oder 1397, man weiß es nicht genau – 1429)
Großmutter von Kaiser Maximilian I.
Eine polnische Prinzessin, schön und stattlich, die durch die Heirat 1412 mit Ernst dem Eisernen Herzogin von Österreich wird, gilt als Stammmutter der Habsburgerlinie. Sie bekommt neun Kinder, darunter den späteren Kaiser Friedrich III. Man sagt ihr die Einerbung der „Habsburgerlippe“ nach. Gemeint ist damit das unschönes Hervorstehen des Unterkiefers, verstärkt durch einen kräftigen Vorbiss mit starker Ausbildung des Kinns und einer fleischigen Unterlippe. Sie war bei vielen Habsbuger-Nachkommen, wie auch bei ihrem Enkel Maximilian I. vorhanden (Besonders schlimm aber soll es Karl II in Spanien erwischt haben – er galt als entstellt und konnte kaum kauen und sprechen). Cimburgis soll ungewöhnlich viel körperliche Kraft gehabt und Eisennägel mit den bloßen Händen aus Wänden gezogen haben. Stark!
Im Bild links Kaiser Maximilian I. im Kreise seiner Familie. Die Habsburgerlippe ist deutlich erkennbar.
Elisabeth von Luxemburg (1409-1442)
Einzige Tochter von Kaiser Sigismund von Habsburg
Verlobung als Zweijährige mit Herzog Albrecht I. von Habsburg. Mit 13 heiratet sie ihren 18 Jahre älteren Verlobten. Elisabeths hochverschuldeter Vater Sigismund setzt seinen Schwiegersohn sehr bald als seinen Nachfolger ein, zuerst als Verwalter von Mähren und nach seinem Tod als römisch-deutschen König. Elisabeth bekommt vier Kinder. Sie ist politisch sehr aktiv, oft auch im Widerspruch zu ihrem Gatten. Nach einem erfolglosen Bürgerkrieg stirbt sie plötzlich, vermutlich an einer Vergiftung. Tragisch!
Maria von Burgund (1457 – 1482)
Erste Ehefrau von Kaiser Maximilian I.
Als Zwanzigjährige Alleinerbin des beträchtlichen burgundischen Erbes von Karl des Kühnen. Um dieses vor den gierigen Händen ihres Taufpaten, König Ludwig XI zu schützen, heiratet sie kurzerhand den zwei Jahre jüngeren Kaiser Maximilian I. gegen den Willen ihres Standes. Aus der Vernunftsehe wird die große Liebe. Drei Kinder, Philip, Margarete und Franz. Den Tod von Maria nur 5 Jahre später aufgrund der Folgen eines Reitunfalls überwindet der Kaiser nie so richtig. Nach seinem Tod wird seine Herz-Urne in ihrem Grab bestattet. Liebe über den Tod hinaus. Schön!
Bianca Maria Sforza aus Mailand (1472 – 1510)
Zweite Ehefrau von Kaiser Maximilian I.
Unbeschwerte Kindheit bei ihrem reichen Onkel in Mailand, Ausbildung zweitrangig, daher als spätere Gattin von Kaiser Max völlig überfordert. Der hochverschuldete Max heiratet sie nur aus finanziellen Gründen, er ist nicht einmal persönlich bei der Hochzeit anwesend! Zu ungebildet, zu naiv, verschwenderisch und schlampig nennt er seine Frau. Da auch noch Kinder ausbleiben, wendet sich der Kaiser seinen Geliebten zu (er soll angeblich 30 uneheliche Kinder gezeugt haben) und vernachlässigt seine Frau zunehmend. Er behandelt sie mit Herablassung, lässt sie sogar mehrmals als Pfand zurück, wenn er bei einem Wirt seine Zeche nicht zahlen kann. Bianca stirbt im Alter von 38 Jahren an Dörrsucht (starke Abmagerung, vermutlich aufgrund seelischen Kummers). Max bleibt dem Begräbnis fern. Gemein!
Johanna von Kastillien , genannt „die Wahnsinnige“ (1479-1555), aus Portugal
Schwiegertochter Maximilians
Eine wahre Schönheit, sehr gebildet, aber verschlossen. Verlobung als Vierzehnjährige mit Philip den Schönen. Die erste Begegnung führt zur sofortigen Trauung und zum Ausfall der Hochzeitsfeier. Denn das Paar verschwindet sofort danach ins Schlafzimmer. Sechs gemeinsame Kinder entstehen in dieser Ehe. Johanna wird während der Ehe von heftigster Eifersucht gequält, keine anderen Frauen dürfen sich in der Nähe Philips aufhalten. Der frühe Tod Philips treibt Johanna schließlich in den Wahnsinn. Einsam stirbt sie in einem Kloster. Traurig!
Kunigunde von Österreich (1465-1520)
Tochter von Friedrich III
Kindheit ohne steifes Hofzeremoniell. Lernt entgegen der damaligen Gepflogenheiten reiten, jagen, Astronomie und Mathematik. Mit 15 kommt sie in die Obhut von Herzog Siegmund den Münzreichen nach Innsbruck, wo sie den bayrischen Herzog Albrecht IV kennen lernt. Zunächst ist Kunigundes Vater mit der Hochzeit der beiden einverstanden. Als Albrecht die Stadt Regensburg besetzt, zieht er seine Einwilligung zurück. Kunigunde und Albrecht pfeifen darauf und legen bei der Hochzeit in der Innsbrucker Schlosskapelle eine gefälschte Einwilligung des Kaisers vor. Die Ehe wird sofort danach vollzogen, man weiß ja nie. Der Vater ist sauer, zum Glück kommt es später zu einer Aussöhnung. Kunigunde gebärt sechs Kinder. Nach dem Tod ihres Mannes erkämpft sie für ihre beiden älteren Söhne entgegen der Primogenitur eine gleichberechtigte Erbschaft. Kunigunde stirbt 1520 in einem Kloster. Mutig!
Margarete von Österreich (1480–1530)
Tochter von Maximilian I. und Maria von Burgund
Kein Glück mit Männern. Mit drei Jahren Verlobung mit dem späteren König von Frankreich, Karl VII. Dieser heiratet aber dann doch eine andere. Daher rasche Vermählung mit dem spanischen Thronfolger. Dieser stirbt noch im gleichen Jahr an Fieberanfällen. Heirat mit Philibert II von Savoyen, daraus wird eine große Liebe. Drei Jahre später verunglückt Philibert beim Reiten. Im Alter von 24 Jahren ist sie erneut Witwe geworden. Zu einer weiteren Ehe kann sie ihr Vater nicht mehr überreden. Sie stirbt an den Folgen eines Wundbrands im Bein. Keine Kinder. Ungerecht!
Die Hofburg – immer wieder ein Besuch wert
Ich wollte die Damen rund um das Grabmal von Max persönlich kennen lernen und stattete daher der Hofburg seit langem wieder einen Besuch ab. Die Figuren sind für mich immer noch sehr beeindruckend, obwohl ich kein Kind mehr bin und sie gar nicht mehr so riesig erscheinen, wie ich sie in Erinnerung habe. Mächtig wirken sie immer noch auf mich.
Bei der rechten Statue am Bild (deren Namen ich leider vergessen habe) soll es Glück bringen, sie an einer bestimmten Stelle zu berühren. Da das Berühren der Statuen nicht erlaubt ist, habe ich das natürlich NICHT getan. Genau wie viele andere auch nicht, wie man sieht… ;-)