Wenn wir in Tirol über den Palmesel lachen, lange Latten durchs Dorf schleppen und Bretzeln backen, kann das nur eines bedeuten: Es ist Osterzeit. Wir haben die wichtigsten Tiroler Osterbräuche für euch gesammelt.
1. Küchenkunst: Verzicht und Belohnung zur Osterzeit
Um innere Reinigung und eine Pause vom Überfluss geht es vielen in der Fastenzeit. Die 40 Tage ohne Fleisch, Alkohol oder Süßigkeiten beginnen mit einer Fastensuppe am Aschermittwoch. Vereine laden gerne zu solchen einfachen Gerichten, um Spenden zu sammeln.
Gegen Ende der Fastenzeit steht am Gründonnerstag dann alles Grüne auf dem Speiseplan. Salat, junges Gemüse, Kräuter, kurz: alles, was im Frühling wieder zu sprießen beginnt, kommt auf den Tisch.
Zwei Tage darauf speist man dann wieder üppiger. Denn je nach Ortschaft darf am Abend des Karsamstags oder am Morgen des Ostersonntags endlich wieder nach Herzenslust zugegriffen werden. Osterschinken mit frischem Kren, Würste, Osterzöpfe und natürlich Ostereier schmecken dann umso besser.
2. Den Palmesel pflanzen: Wer lange schläft, wird geneckt
Der Palmsonntag ist Auftakt zu den Feierlichkeiten rund um Ostern, und Aufgeweckte genießen gleich in der Früh einen fröhlichen Brauch. Sie dürfen den, der als letzter aufwacht, „Palmesel“ nennen. Die Pflanzerei – wie man in Tirol sagt – ist aber meist gleich wieder vergessen, weil die Vorfreude auf die Prozession überwiegt.
3. Aufgebretzelt: Mit Buschen und Stange zur Prozession
Mädchen tragen bei den Prozessionen traditionell einen Palmbuschen, Buben eine Palmlatte, die aus Ölzweigen und Palmkätzchen gebunden und mit bunten Bändern und süßen Bretzeln geschmückt sind. In Thaur wird ganz vorne der hölzerne Christus auf dem Esel über die Feldwege gezogen, in Imst wird ein Wettbewerb um die längste Palmlatte ausgetragen. Die Stangen können schon einmal 35 Meter lang werden und müssen deshalb von bis zu 30 Burschen getragen werden. Palmbuschen und -latten werden geweiht und danach sorgfältig aufbewahrt. Sie sollen Haus und Hof nämlich das ganze Jahr vor Blitzschlag und Feuer schützen.
4. Ratschendes UNESCO-Kulturerbe: Die Glocken bleiben stumm
Wenn ihr in der Karwoche schon einmal in Tirol wart, dann habt ihr vielleicht Kinder mit hölzernen „Ratschen“ gesehen und euch über den knarrenden Lärm dieser Instrumente gewundert. Sie ersetzen die Kirchenglocken, die während der Messen am Gründonnerstag und Karfreitag nicht geläutet werden dürfen. Erst die Auferstehungsfeier am Karsamstag beendet die Ruhepause, dann werden auch das Feuer, das Taufwasser und heilige Öle geweiht. Seit 2015 darf sich der Lärmbrauch offiziell "immaterielles Kulturerbe" der UNESCO nennen.
Ostern und Allerheiligen sind in Tirol die Daten, an denen die Paten – je nach Region Get und Goti, Teít und Touta oder God und Godn genannt – ihre Patenkinder beschenken. Oft gehört zu diesen Gaben auch ein Osterzopf aus Germteig oder ein Osterlamm aus Rührteig, die am Karsamstag gebacken werden und das Sonntagsfrühstück versüßen. Ihre Formen haben religiöse Bedeutung.
6. Ei, ei, was find ich denn da: Osternester und kleine Geschenke
Warum sind Ostereier eigentlich bunt? Eine Theorie von vielen: Der Grund liegt in der Haltbarkeit. All die Eier, die man in der Fastenzeit nicht essen durfte, wurden hartgekocht und – zeitlich gestaffelt – gefärbt. So wusste man, welche zuerst gegessen werden mussten. Künstlerische Freiheit beim Eierfärben hielt erst mit der Erfindung des Kühlschranks Einzug. Tiroler Familien sammeln sich um Herd und Küchentisch, tauchen Eier ins Farbbad oder bemalen sie mit Pinsel und Wasserfarbe. In der Nacht zum Ostersonntag werden die kleinen Kunstwerke dann in Haus und Garten für die Kinder versteckt – gemeinsam mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken.
Beim „Eierpecken“ werden im direkten Duell zwei Ostereier an der Spitze mit einem kurzen, festen Stoß aufeinandergeschlagen. Das kaputt gegangene Ei muss dem Sieger übergeben werden. Es gibt wahre Könner auf dem Gebiet, und wenn ihr eine Chance haben wollt, müsst ihr die drei wichtigsten Grundregeln beachten:
Kleine Eier sind besser als große.
Spitze Eier sind besser als runde.
Auf die richtige Haltung kommt es an: Umfasst das Ei mit der Hand so, dass nur mehr die Spitze herausschaut.
8. Feuer und Wasser am Karsamstag: Osterfeuer und Osterputz
Als Symbol für die Auferstehung Christi entzündet man in manchen Gegenden Tirols am Abend des Karsamstags große Osterfeuer. Eine Theorie ist, dass der Brauch auf die heidnischen Frühlingsfeuer zurückgeht. Vor allem im Zillertal sind die Feuer aus Baum- und Strauchschnitt ein fixer Bestandteil des Osterfestes - solange es das Wetter zulässt. Bei Trockenheit sind die Feuer wegen der Brandgefahr verboten.
Profanere Zwecke verfolgt der Osterputz: Nach einem langen Winter wird das Haus von oben bis unten durchgeputzt, damit pünktlich zu Ostern alles in der Frühlingssonne blitzt.
Die Menschen in Tirol haben eindeutig einen Hang zum Ausschmücken. Der Brauch stammt aus dem 17. Jahrhundert und sollte dem Kirchenvolk - welches oft nicht lesen und schreiben konnte - den Tod und die Auferstehung Christi veranschaulichen. Geschmückt werden die Gräber meist mit bunten, mit Wasser gefüllten und beleuchteten Glaskugeln. In Breitenwang, Lienz, Nauders oder Patsch werden traditionell Heilige Gräber aufgebaut, bestehend aus Kulissen, Vorhängen und Figuren. In anderen Orten sind die Tücher zum Verhängen des Altars mit Szenen aus der Passion bemalt und wieder andere stellen Fastenkrippen auf, eine österliche Variante der Weihnachtskrippe. Besonders hübsch ist die mechanische Krippe in Telfs-Moritzen, die in das Heilige Grab integriert ist.
10. Emmausgang: Nach dem Essen sollst du ruh‘n oder tausend Schritte tun
Was wäre nach dem vielen guten Essen am Wochenende besser als Bewegung an der frischen Luft? Wie gut, dass man in Tirol sogar dafür einen eigenen Brauch hat: den Emmausgang am Morgen des Ostermontags. Er erinnert an den Weg der Jünger nach Emmaus, auf dem sich ihnen Jesus nach der Auferstehung unerkannt anschloss. Mitunter wird dabei gebetet und gesungen, viele genießen aber einfach einen ausgedehnten Spaziergang in der Frühlingssonne.
Der längste Tag des Jahres wird in Tirol mit Feuerbildern auf den Bergen gefeiert. Besonders intensiv wird der Brauch rund um die Zugspitze gepflegt. Es ist eine uralte Tradition, die zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört.
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