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Welcher Berg-Typ bist du?

02.08.2023 in Menschen

Welcher Bergtyp bist du?

Schon klar: Es gibt auch ganz persönliche Gründe, warum jemand gerne in die Berge geht. Doch wenn man ein bisschen tiefer bohrt, wird man schnell feststellen, dass bestimmte Motive sich nicht nur bei einzelnen Kletterinnen oder Wanderern finden. Wie immer in solchen Fällen sind Mischtypen eher die Regel als die Ausnahme.

1. Der ahnungslose Grenzgänger

Alle gehen in die Berge. Na dann, das bisserl Wandern kann ich wohl auch. Und da steht man dann, ausgestattet mit den teuersten Trekking-Schuhen, die das Fachgeschäft vorrätig hatte, aber ohne Ahnung. Und streng genommen zählt diese Gattung der ahnungslosen Bergtouristen schon zu den Grenzgängern. Denn egal, ob es nur eine kleine Wanderung ein paar hundert Meter hinauf ist oder eine Kletterroute durch die Felswand– man verlässt seine Komfortzone und testet die eigenen Grenzen aus. Das war aber nicht immer so. Bis ins 19. Jahrhundert hinein haben fast alle Menschen die Berge aus Angst gemieden – es kursierten Mythen und Sagen rund um die finsteren, gefährlichen Felsen. Erst mit Einsetzen des Fremdenverkehrs, der den romantischen Alpentouristen in die Berge lockte, entstand ein wahrer Grenzgänger-Kult. Spätestens mit dem Südtiroler Extrembergsteiger Reinhold Messner, der in den 1960ern und 70ern kaum Leistungsgrenzen akzeptierte (später aber immer wieder für die Achtung natürlicher Grenzen in den Bergen plädierte), wollen viele persönlich an der Alpinismus-Geschichte mitschreiben.

2. Die Hartgesottene

Die Hartgesottene

Waschechte Bergsteiger kennen keine Angst. Sie sind schwindelfrei, trittsicher und haben sowieso schon alles gemacht, woran sich die Normalos im Tal nicht mal zu denken trauen. Ob Bergsteiger aus der Kategorie „angstfrei“ sehr wohl Angst empfinden, sei dahingestellt. Das aber zuzugeben, wäre eine narzisstische Kränkung. Wenn es Ängste gibt, dann hat man sich denen zu stellen. Und dann gibt es noch jene, die darauf aus sind, Angst zu haben. Ja, die dabei sogar Lust empfinden, „Angstlust“ sozusagen, wie sie der Psychoanalytiker Michael Balint einmal bezeichnet hat. Der Nervenkitzel, wenn man weiß, dass man gerade über sich hinausgewachsen ist und es geschafft hat. Dabei wird besonders viel Dopamin ausgeschüttet, was ein erhöhtes Lustempfinden zur Folge hat. Ein sportlicher Rausch, der im Gehirn einen ähnlichen Effekt wie manche Drogen auslöst. Also besteht auch Suchtgefahr, indem man sich in immer größere Gefahr begibt, um mit noch mehr Angst dasselbe Hochgefühl zu empfinden.

3. Die überambitionierte Sportskanone

Die überambitionierte Sportskanone

Immer hibbelig, immer Hummeln im Hintern. Dieser Typus hat in den Bergen keine ruhige Minute. Pause? Nein danke. Schnell den Energy-Riegel runtergewürgt, geht’s auch schon weiter. Vom gemütlichen Wandern ist man hier weit entfernt. Er geht in die Berge, um sich auszupowern und an der Fitness zu arbeiten. Ganz klar steht die sportliche Aktivität im Vordergrund, was am leichten Schuhwerk, dem Minirucksack und der Hightech-Sonnenbrille zu erkennen ist. Jedes Gewicht gilt als unnötiger Ballast. Es geht darum, am schnellsten auf den Gipfel zu kommen – aber auch schnell wieder runter. Die Aussicht ist, wenn überhaupt, zweitrangig. Solang die Sportskanone niemanden mitschleppt, soll sie es nur machen. Vorsicht ist aber geboten, wenn’s in Sich-Quälen und Müssen umschlägt. Als würde ein strenges Über-Ich die Sportskanone zwingen, sich immer weiter zu schinden – wie der Psychotherapeut und Sportwissenschaflter Alexis Konstantin Zajetz in einem Aufsatz über die „Psychologie der Grenzüberschreitung“ schreibt. Dann kommt auch die Freude an der Anstrengung zu kurz. Unangenehm wird es, wenn sich eine ganz Gruppe am Berg weit über ihr gesundes Maß hinaus schindet, weil Einzelne meine, ihr Trainingspensum unbedingt bewältigen zu müssen.

4. Das Social-Sternchen

Ob zu zweit, zu fünft oder noch mehr. Hauptsache, man ist gemeinsam unterwegs und kann die schönen Momente mit Familie und Freunden erleben. Was superschön und nachvollziehbar klingt, kann schnell ins Gegenteil umschlagen. Spätestens, wenn das Smartphone ausgepackt wird und das Bergpanorama mit der ganzen Social-Community geshared wird. Alle sollen sehen, wie grandios das teure Wanderoutfit sitzt, das Käsebrot schmeckt und wie viel Spaß es macht, mit den #friends unterwegs zu sein. Schnell sind die virtuellen Begleiter wichtiger als die realen Mitwanderer. Diese neue Erscheinungsform des Narzissmus hebt das Selbstwertgefühl auf ein völlig anderes Level. Immerhin ist die Besteigung des Gipfels nur dann etwas wert, wenn man nicht nur stolz auf die eigene Leistung ist, sondern die Daheimgebliebenen sehen, wie einzigartig der Tag war und im besten Fall neidisch sind. Der perfekte Schnappschuss kann aber schnell zur Gefahr werden. Wenn der Blick aufs Handy wichtiger ist als auf den Weg und Leichtsinn und Selbstüberschätzung dazukommen– und die echten Menschen zu kurz kommen.

5. Das Bewegungstier 

Wenn der Weg das Ziel ist, ist man hier an der richtigen Adresse. Denn während andere auf den Gipfel hetzen oder in Skiern den Hang runterdüsen, hat das Bewegungstier Freude an der Bewegung selbst. Was die Sportwissenschaft als „Funktionslust“ definiert, beschreibt denjenigen, der sich daran freut, wenn der Zug an der Kletterwand gut gelungen ist, der Speedturn im Tiefschnee technisch einwandfrei durchgeführt ist. Was fast wie ein perfektionistischer Zwang daherkommt, hat evolutionär doch seine Berechtigung. Beim Ausführen von gut eingeübten Bewegungen entsteht ein positives Gefühl: Zum einen ist es schön, wenn etwas reibungslos abläuft. Zum anderen erfüllt das auch eine Zweckmäßigkeit. Der Energiehaushalt des Körpers ist gewissen Beschränkungen unterworfen. Übt man eine Bewegungen bis zur Perfektion, wir dadurch auch der Energiebedarf gesenkt. Auf den Betrachter wirken jene Bewegungen harmonisch und nachahmenswert – im Gegensatz zum unbeholfenen Anfänger.

6. Der Achtsamkeitswanderer

Der Achtsamkeitswanderer

Die frische, klare Bergluft wird tief in die Bronchien gesogen, bis sie mit einem tiefen Seufzer, gefolgt von einem „Ach, wie herrlich“ entweicht. Hier sind Alltagsstress, läutende Telefone und lästige E-Mails weit weg. Der Berg wird zur Achtsamkeitsoase. Zum Naturraum, der ausschließlich der Erholung dient. Nicht umsonst haben Achtsamkeits-Wanderer eine zusammengerollte Yogamatte an ihren Rucksack geschnallt, um sie am ruhigsten Platzerl auszubreiten und ihr Vinyasa auszuführen. Der stete Rhythmus der gleichmäßigen Schritte erlaubt es, den Gedanken Raum zu geben und zu sammeln. Im Einklang mit der Natur schlendert man vor sich hin und sucht vor allem energiegeladene Kraftorte, die den geschundenen, buckeligen Bürokörper wieder aufladen sollen. Und tatsächlich verlangsamt sich der Herzschlag, die Gedanken ordnen sich und die Natur hat ihren vollen Zweck erfüllt. Bis am nächsten Montag der Wecker um sechs Uhr morgens klingelt und das Bergpanorama wie ein vergangener Traum wirkt.

7. Der Schönheitsfanatiker 

Der Schönheitsfanatiker

Verzaubert von der Ästhetik der Berge und der atemberaubenden Natur, kommen Schönheitsfanatiker wirklich nur äußerst langsam voran. Ja, das sind jene, die mitten auf dem Weg stehen bleiben, weil sie eine Raupe am Wegrand fotografieren müssen oder meinen, eine besonders seltene Blume entdeckt zu haben. Als ob sie zum ersten Mal eine Felswand sehen, wird jeder Berg genauestens fotografiert und dokumentiert. Natürlich kennt man jeden Berg beim Namen, was mit dem Herausholen des Fernstechers nochmal bestätigt wird, ist die kleinere Zinne doch ein markantes Merkmal, das eben nur diese Alpenkette aufweist. Der bekannte Bergzauber hat die Wanderin vollkommen in Beschlag genommen. Doch braucht es genau solche Menschen, die die Schönheit der Natur erkennen und alles daran setzen, sie zu erhalten. Ihnen würde es nie in den Sinn kommen, eine Müsliriegel-Verpackung achtlos wegzuwerfen, sondern die des Vorgängers aufzuheben.

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Sandra Langmann wurde schon früh in Wanderschuhe gesteckt. Sie ist mitten in den steirischen Weinbergen aufgewachsen. Heute wohnt sie in einer Stadtwohnung in München – und ist so oft es geht mit dem Rad oder dem Snowboard in den Tiroler Bergen.

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