7 Wahrheiten über Skilehrer, die ihr nicht erwarten würdet
1 – Skilehrer sind unbedingt männlich.
Nein. Lange Zeit war die Piste Männerrevier. Das hat sich geändert. Immer mehr Frauen arbeiten heute als Skilehrerinnen, die Quote in Tirol beträgt etwa 40 Prozent. Einer der Gründe: Viele Skischüler sind Kinder. Die meisten Kurse beginnen ab etwa vier Jahren. Die Arbeit mit Skizwergen braucht jede Menge Fingerspitzengefühl. Das trauen viele Eltern eher Skilehrerinnen zu als ihren männlichen Kollegen.
Jacky ist Skilehrerin bei den „Roten Teufeln“ in Kitzbühel. Ihr wurde das Skifahren quasi in die Wiege gelegt. Sie erzählt, sie sei über zwei Ecken mit Toni Sailer verwandt. Im Winter arbeitet sie als Skilehrerin, im Sommer in einem Fahrradgeschäft in Kössen, „das geht sich gut aus“. Ihre Kurse hält sie meistens auf Englisch: 60 Prozent ihrer Schüler sind Engländer und Iren.
2 – Jemandem das Skifahren beizubringen ist keine richtige Arbeit.
Stimmt nicht. Die tägliche Arbeitszeit für Skilehrer beträgt zwar nur vier bis fünf Stunden, so lange sind sie meist mit ihren Kursen unterwegs. Freie Tage aber gibt es nur selten. Skilehrer arbeiten die Saison durch, sind jeden Tag von Dezember bis Ende März auf der Piste. Und: Sie müssen sich ständig konzentrieren, müssen auf die Sicherheit ihrer Schüler achten und darauf, sie nicht zu überfordern. Am meisten Arbeit haben Skischulleiter. Auf sie kommt neben dem Tagesgeschäft noch die Büroarbeit zu.
Vier bis fünf Stunden sind Skilehrer meist mit ihren Kursen unterwegs. Freie Tage gibt es während der Saison von Dezember bis Ende März nur selten.
3 – Skilehrer vernaschen ständig neue „Skihaserl“.
Jein. Klar: „Wenn die Chemie stimmt, kann es schon mal passieren, dass man sich näher kommt“, sagt zum Beispiel Skilehrer Sebastian Kahn in Kitzbühel. Das passiere inzwischen aber deutlich seltener als früher, der Beruf habe sich in den letzten Jahren stark professionalisiert. Statt mit den Gästen, heißt es in Tiroler Skischulkreisen, flirtet man heute offenbar lieber untereinander.
Skilehrer können eine Sache am besten: Skifahren oder Snowboarden und andere darin unterrichten. Alles andere ist eine Frage des persönlichen Zugangs in Beziehungsfragen. Und der ist bekanntlich bei jedem Menschen anders.
4 – Jeder kann Skilehrer werden.
Theoretisch ja, praktisch nein. Als Skilehrer darf arbeiten, wer eine spezielle Ausbildung hat. Ausländische Abschlüsse werden nur anerkannt, wenn sie einen gewissen Standard erreichen. Die Tiroler Skilehrerausbildung gilt als beste der Welt und besteht aus vier Leveln. Gute Fahrer erreichen die erste Stufe recht problemlos, als Skilehreranwärter unterrichten sie vor allem Anfänger. Die nächsten beiden Stufen sind deutlich schwieriger: Schon bei den Aufnahmetests für den Landesskilehrer und dem Diplom-Skilehrer wird rigoros ausgesiebt. Nur die Besten schaffen es bis zum Skiführer – und dürfen mit ihren Schülern auf Skitouren gehen.
Die Tiroler Skilehrerausbildung gilt als beste der Welt, entsprechend zeitaufwendig ist sie. Wer es bis zum Diplom-Skilehrer schaffen will, muss sich laufend weiterbilden – und unter anderem auf Parcours an seiner Technik feilen.
5 – Alle Skilehrer sind Einheimische.
Nein. Zwar gilt die Faustregel: Je älter die Skischule, desto mehr Einheimische – Traditionsschulen haben einen Ruf als Tiroler Original zu verteidigen. Ansonsten hat sich der Beruf des Skilehrers längst internationalisiert. Erstens, weil der Bedarf hoch ist: Die rund 300 Tiroler Skischulen benötigen jede Saison insgesamt 7.000 Lehrer. Zweitens, weil viele Schüler aus dem Ausland kommen: mehrsprachige Skilehrer sind gefragt. In größeren Schulen hört man bis zu zehn verschiedene Sprachen, neben Englisch und Deutsch etwa Niederländisch, Polnisch oder Japanisch.
Philip ist 27 Jahre alt und kommt aus Polen. Dort fährt er im Sommer Taxi und träumt von den Bergen. Den Winter über verbringt er dann in Kitzbühel und gibt Unterricht in der „Roten Teufel“-Skischule. Seit ein paar Jahren lebt er dieses Doppelleben. Auch kommende Saison will er wieder da sein: „Bin schon gebucht!“
6 – Im Sommer Bauer, im Winter Skilehrer.
Es stimmt, manche Bauern und Handwerker nutzen die Möglichkeit, im Winter auf der Piste zu arbeiten, weil auf dem Feld oder der Baustelle nichts passiert. Allerdings stellen sie nicht mehr die Mehrheit der Skilehrer. Viele sind Studenten oder arbeiten im Sportbereich, führen etwa ein Fahrradgeschäft oder bieten Tandemflüge im Paraglider an. Einige arbeiten sogar im Sommer als Skilehrer – in Australien oder Südamerika.
Zweitberuf Skilehrer. Eigentlich ist Basti Profi-Paraglider und entsprechend viel unterwegs. An zwölf verschiedenen Orten auf der ganzen Welt finden während des Sommers Wettbewerbe statt.
7 – Skilehrer machen ständig Après Ski.
Ja und nein. „Die jungen Kollegen gehen schon gern feiern“, sagt etwa Skilehrer Kahn in Kitzbühel. „Aber nicht, weil sie Skilehrer sind, sondern weil man in dem Alter gern weggeht.“ Ansonsten habe der Drang zum Après Ski stark nachgelassen. Das bestätigen auch andere Skilehrer. Der Grund: In den vergangenen Jahren haben sich die Erwartungen vieler Gäste an die Skilehrer geändert. Sie suchen einen Dienstleister, der ihnen möglichst schnell die Grundzüge des Sports beibringt und vielleicht noch etwas über die Bergwelt. Aber gemeinsam feiern? Darauf verzichten sie lieber.
Spätestens wenn die Lifte schließen, ist für Basti Feierabend. Manchmal geht er danach noch ein Bier trinken. Mit Après Ski habe er es weniger, sagt er, aber „es gibt da schon noch Kollegen, die machen das“. Außerdem habe er eine Freundin. „Ich bin jetzt brav.“