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Ganz schön Cool

Aktualisiert am 31.01.2022 in Magazin, Fotos: Bert Heinzlmeier

Unsere Autorin war bislang ziemlich gut darin, der Kälte aus dem Weg zu gehen. Die Wintertage verbrachte sie lieber im Warmen. Doch die großen und kleinen Abenteuer finden draußen statt. Kann man lernen, der Kälte eine Chance zu geben?

Blättere ich in meiner Erinnerung zurück, ist mein Kinderzimmer stets der wärmste Ort. Wenn abends mein Vater die Bettdecke rundherum feststeckte, damit ich es schön warm hatte. Wie ein Wrap lag ich da, bewegungsunfähig aufgrund seiner Fürsorge und Liebe. Ihm war es immer wichtig, dass ich nicht fror. Denn er hatte es in seiner Kindheit nicht so kuschelig wie ich, wuchs er doch in einem alten Bauernhaus auf, in dem der Winter Eisblumen ans Fenster malte.

            Unsere Autorin hat den Schnee immer geliebt – von der warmen Fensterbank aus betrachtet. Damit ist jetzt Schluss!

          Unsere Autorin hat den Schnee immer geliebt – von der warmen Fensterbank aus betrachtet. Damit ist jetzt Schluss!

Und da steh ich nun. Ein von Wärme verwöhnter Schratz, der im Winter mit kalten Zehen nicht einschlafen kann. Wenn sich das Thermometer um den Gefrierpunkt einpendelt, gehe ich nur noch in Notsituationen raus. Für mich existiert das Motto „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“ nicht. Das Paradoxe: Ich liebe Schnee, betrachte ihn aber eher auf Instagram oder von der Fensterbank aus. Wenn ich dann endlich rausgehe, bei Sonnenschein und Plusgraden, sind vom schönen Winterwunderland nur mehr graue Klumpen übrig. Wie um mir zu sagen: Pech gehabt!

Damit ist es jetzt vorbei: Ich will nichts mehr verpassen. Dafür taste ich mich langsam voran und drehe den Temperaturregler immer weiter runter. Bis ich bereit bin, für eine Nacht in Schnee und Eis. Oder eben nicht.

Tag 1: 10 Stunden im Freien? Echt jetzt?

Es ist kurz nach 8 Uhr bei minus 2 Grad, an der Mittelstation der Lienzer Bergbahnen. Bibbernd und ängstlich warte ich auf meinen Guide, der mich ins Reich der Kälte einführen soll. Es war mir immer schon schleierhaft, warum Menschen ihr teuer Erspartes ausgeben, um zehn Stunden unter dem Winterhimmel auf Skiern den Berg hinunterzurutschen.

Für Gerhard Kofler sind die Arbeit und das Leben im Schnee ganz normal. Er gehört zu der Sorte Mensch, die nicht erschrickt, wenn das Walkie- Talkie auf seiner Brust plötzlich krächzt. Er ist immer gelassen, immer Herr der Lage. Seit 36 Wintern arbeitet Gerhard hier oben. Als Liftwart, Techniker und nebenbei noch „Feel Good Manager“ ist er der Mann für alles und immer irgendwo draußen unterwegs. Wenn also einer weiß, wie man im Alltag mit der Kälte klarkommt, dann er.

            Gerhard Kofler unterwegs zur Außendienststelle am Schlepplift: Als Liftwart und Techniker weiß er, wie man Tag für Tag mit Kälte klarkommt.

          Gerhard Kofler unterwegs zur Außendienststelle am Schlepplift: Als Liftwart und Techniker weiß er, wie man Tag für Tag mit Kälte klarkommt.

Gerhard hat sich schon die Ski angeschnallt und ist bereit, die Piste zu inspizieren. Bis 9 Uhr muss für die Gäste alles bereit sein. Ich schnalle auch die Ski an, und wir kurven zu einem nahen Schlepplift. Gerhard fährt mit zügigen Schwüngen und ohne Stöcke, um immer die Hände frei zu haben, man weiß ja nie. Ich bin hingegen froh, dass heute fast Anfängerbedingungen herrschen, blaue Pisten, milde Temperaturen, wenig Wind. Aber Gerhard kann sich noch gut an den Winter 2019 erinnern, mit starken Schneefällen, Sturm und Nebel. In Summe kamen 5,70 Meter Schnee zusammen. „Es war einer der härtesten Winter. Wir haben den ganzen Tag nur geschaufelt“, erzählt er. Tückisch ist aber nicht der Schnee, es sind eher die klaren Nächte mit kaltem Wind, da knacken die Temperaturen die Minus- 25-Grad-Marke.

Fragt man Gerhard, wie er das aushält, zuckt er mit den Schultern und murmelt: „Zwiebelprinzip“. Keine neue Idee. Als Erfinder der Isoliertechnik gilt übrigens Ötzi, ja genau, der mumifizierte Wanderer, der vor etwa 5.300 Jahren in den Ötztaler Alpen lebte. Forscher konnten feststellen, dass bereits er mehrere Kleidungsschichten übereinander trug: Über den ledernen Lendenschurz und den Mantel aus Fell kam noch eine Art Regenmantel aus Gras. Hat ihm auch nicht geholfen, denke ich frierend. Aber bis heute lebt das Zwiebelprinzip fort, nur mit anderen Materialien von Fleece bis Softshell. Wichtig ist, lerne ich, dass die Schichten schön locker sitzen, damit die Luft dazwischen zirkulieren kann, um die Wärme zu speichern.

            Ein paar Tricks für eine lange Schicht an der eisigen Winterluft: genügend Abstand zwischen den Kleidungsschichten. Und Wollsocken.

          Ein paar Tricks für eine lange Schicht an der eisigen Winterluft: genügend Abstand zwischen den Kleidungsschichten. Und Wollsocken.

Obwohl die Sonne scheint, wird’s mir heute ganz schön frisch. Das liegt vor allem am Wind. „Der macht den Unterschied und verstärkt das Kältegefühl“, sagt Gerhard. Nicht zu unterschätzen ist die Luftfeuchtigkeit. „Minus 15 Grad bei trockener Luft sind nicht so schlimm wie minus 5 Grad bei feuchter Luft.“

Der Lackenboden-Schlepplift führt auf 2.075 Meter Seehöhe: Es zieht ordentlich. Ich stelle den Kragen hoch, wünsche mir, dass alle Kleidungsstücke auf Knopfdruck länger und vielleicht auch dicker werden würden. Gerhard schaut entspannt aus, als würde er die Kälte gar nicht wahrnehmen: Was ist sein Geheimnis? „Ich trage immer Wollsocken, selbst gestrickt von der Oma.“ Denn sind die Füße warm, gilt das auch für den ganzen Körper. Um die Durchblutung anzuregen hilft es auch, zwischendurch immer wieder mit den Zehen zu wackeln.

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Aufwärmen von innen bringt nichts. „Das galt vielleicht vor langer Zeit, dass Liftler einen Schnaps dabeihatten. Bei uns ist das ein absolutes No-Go.“ Nicht nur, weil Alkohol bei der Arbeit verboten ist, sondern weil er die Poren öffnet und dadurch die Kälte leichter eindringt.

„Es geht um Details“: In Gerhards Mütze ist ein Filzstreifen eingenäht, der wie ein Isolierband den Kopf vor Kälte schützt. Brauche ich auch! Als ich nach einem langen, kalten Tag auf der Couch sitze, schlafe ich fast sofort ein. Kälte frisst Energie. Und mir wird klar: Warm anziehen reicht nur bis zu einem bestimmten Punkt. Vielleicht muss ich auch etwas an meiner Einstellung ändern. Auch wenn es unangenehm ist: Ich muss wohl raus aus meiner Komfortzone.

Tag 2: Eiszeit

Morgens, 6 Uhr, minus 7 Grad vor dem Tristacher See. Ich reibe mir die Augen und glaube zu träumen: „Josef, das kann bitte nicht dein Ernst sein, was soll das?“ Josef Köberl steht neben mir, total gelassen, halb nackt und in kurzen Hosen. „Ich will ja nicht aufgeheizt sein, wenn wir gleich baden gehen.“

            Unterwegs zu Prüfung Nummer zwei, die unendlich viel härter sein wird als alles, war die Autorin zuvor an Kälte ertragen hat.

          Unterwegs zu Prüfung Nummer zwei, die unendlich viel härter sein wird als alles, war die Autorin zuvor an Kälte ertragen hat.

Eisbaden ist ein Lifestyletrend, der die müden Geister aus der Tristesse treiben soll. Das Must-do der Instagram-Influencer, die anscheinend ganz gemütlich, gerne auch mal bei Kerzenschein, das Eisschwimmen zelebrieren. Und dann gibt es da noch Josef, Österreichs Kälterekordhalter. Den Titel verdankt er seinem Ausharren von über 2,5 Stunden in einer mit Eiswürfeln gefüllten Badewanne. Er schwimmt regelmäßig im See des Hintertuxer Gletschers und gibt Kurse, mit denen er schon über 3.600 Menschen ins Eiswasser geführt hat. Genau mein Typ!

Noch im Dunkeln stolpern wir zum Bootshaus. Das ist der einzige Fleck des Tristacher Sees auf 800 Höhenmetern, der nicht von dickem Eis bedeckt ist. Josef schlägt die dünne Eisschicht mit einer Metalleiter auf. Ausreden gibt’s nicht.

            Es wird angerichtet: Kälterekordhalter Josef Köberl schlägt mit der Leiter die dünne Eisschicht des Tristacher Sees auf.

          Es wird angerichtet: Kälterekordhalter Josef Köberl schlägt mit der Leiter die dünne Eisschicht des Tristacher Sees auf.

Aufgewachsen auf einem steirischen Bergbauernhof, ist Josef kalte Temperaturen gewöhnt. 2011 machte er bei einem Schwimmmarathon im Hallstätter See im Salzkammergut mit. Seitdem ist das Wasser sein Element – 2015 durchschwamm er in 14 Stunden den Ärmelkanal. Wenige Meter vom Loch entfernt breiten wir unsere Handtücher aus. Josef steht schon im feschen Badehoserl bereit und ist ruck, zuck im 1,5 Grad kalten Wasser. Ich folge langsam. Mein Masterplan: schnell rein, bisserl schwimmen und schnell wieder raus. Josef ist davon nicht begeistert. „Ganz schlecht für den Organismus.“

Im Gegensatz zu mir weiß Josef genau, wie sein Körper auf Eiswasser reagiert. Wichtig sei, den Schmerz zu akzeptieren. Die Haut muss sich der kalten Wassertemperatur anpassen. Daher ist es wichtig, immer tief in den Bauchraum zu atmen. Dem Gehirn wird dadurch signalisiert, dass es keine Gefahr gibt. Ansonsten würde sich vor lauter Schock der Körper versteifen, und man geht unter – wie es häufig der Fall ist, wenn Menschen im Eis einbrechen. So viel zur Theorie.

Josef Köberl nach dem Eisbad: Der Routinier zieht sich nicht schnell an. Er zittert sich warm.Josef Köberl nach dem Eisbad: Der Routinier zieht sich nicht schnell an. Er zittert sich warm.

Bis zu den Knöcheln habe ich es schon geschafft. „Und, wie fühlst du dich?“ Josefs Stimme ist ganz ruhig und irgendwie warm. Unsicheres Nicken meinerseits. Meine Oberschenkel schmerzen. Kein Stechen, eher ein Druck, der meine Beine umschließt. Panik, Schnappatmung. Josef merkt, dass es mir nicht gut geht, und schickt mich kurz raus. Der Kältecoach übernimmt für mich das Denken. „Geht’s wieder?“ Seine Stimme ist wie eine warme Decke, in die ich mich einwickeln kann. Die Knöchel, die Knie, der Bauch, immer tiefer tauche ich ein. „Bleib ganz ruhig, dir passiert nix.“ O.k., Josef. Bauchatmung, weiter, immer weiter. Ich vertraue voll und ganz darauf, blende alles andere um mich herum aus und, tatsächlich, wir machen ein paar Schwimmzüge. Das war’s dann aber auch, und ich kralle mich an die Leiter. Ich bleibe am Metall kleben, alles tut weh. Ich wollte die Kälte umarmen, und was macht sie? Die zerreißt mich ja. Das Ganze dauert 5 Minuten, dann stehe ich wieder auf dem Handtuch und vergesse fast, mich wieder anzuziehen. Der Aufwärmprozess beginnt und mit ihm das große Zittern. Das Anziehen erweist sich als Hindernis, am Ende zieht Josef mir die Schuhe an. Er selbst zieht sich nicht an, Josef zittert sich warm.

Schnell rein, schnell raus? Das wäre ganz schlecht für den Organismus. Schnell rein, schnell raus? Das wäre ganz schlecht für den Organismus. 

Auf seinem Bart haben sich Eiskristalle gebildet. Ja, ihm ist auch kalt, und ja, Schmerzen hat er auch. Aber er nimmt sie an. Und wenn es zu heftig ist, macht er sich schöne Gedanken, sagt er. Klingt so leicht, so einfach, aber das ist es nicht. Josef trainiert seit Jahren und liebt die Kälte. Mir wird irgendwann auch wieder warm. Vor allem, als mir klar wird, was ich geleistet habe. Mein Wille war stark genug, und ich habe den Schmerz, sagen wir, ausgehalten. Ich konnte die Panik in meinem Inneren im Zaum halten und mir ist nichts passiert. Ich muss also nicht darauf warten, bis mich jemand von außen zudeckt. Das fühlt sich gut an.

Tag 3: Schlafen im Schnee

Dick eingepackt im riesigen Schlafsack liege ich in einer Schneehöhle. Meine Nasenspitze ist ganz kalt, die Mütze ist mir leicht über die Augen gerutscht. Das leise Schnarchen von Magdalena hat mich kurz geweckt. Sie liegt näher am Ausgang, damit ich es von uns beiden etwas wärmer habe. Ich bin müde, unglaublich stolz auf unsere Konstruktion, mit der wir uns vor dem Schicksal von Ötzi schützen. Und: Mir ist überhaupt nicht kalt. Wie ist das möglich?

            Prächtiger Ausblick in die Lienzer Dolomiten. Allerdings gilt: je klarer der Himmel, desto kälter die Nacht.

          Prächtiger Ausblick in die Lienzer Dolomiten. Allerdings gilt: je klarer der Himmel, desto kälter die Nacht.

Wenige Stunden zuvor habe ich den Winterbiwak zusammen mit der Bergführerin Magdalena Habernig gebaut. Gegen 15 Uhr kommen wir auf etwa 1.600 Metern Seehöhe unweit der Dolomitenhütte an. Die Sonne scheint, und wir haben sogar Plusgrade. Ich hoffe auf eine warme Nacht. Magdalena ist studierte Meteorologin und muss mich enttäuschen: „Je klarer der Himmel, desto kälter wird die Nacht. Es würde mich nicht wundern, wenn wir zweistellige Minusgrade bekommen.“ Die Wolken funktionieren in der Atmosphäre nämlich wie eine Decke. Fehlen sie, wird es noch kälter. Na bravo. Das Eisbaden war immerhin ein kurzer Schmerz, aber die ganze Nacht zu frieren erscheint mir als größere Herausforderung.

                        Unterwegs zu Prüfung Nummer drei: Es wartet eine Nacht im Schnee. Ganz ohne Heizung.

          
          Unterwegs zu Prüfung Nummer drei: Es wartet eine Nacht im Schnee. Ganz ohne Heizung.

Winterbiwaks dienen als Notunterkunft (zumal Wildcampen in Tirol verboten ist). Wenn man sich verirrt hat oder nicht rechtzeitig zurück ins Tal findet – dann ist es gut zu wissen, wie ein Biwak gebaut wird. Nachdem wir eine passende Stelle am Waldrand gefunden haben, windabgewandt und halbwegs eben, treten wir den Schnee für unsere Liegefläche platt. Dort legen wir unsere Rucksäcke nebeneinander, der Biwaksack wird darüber ausgebreitet und dann wird Schnee darauf geschaufelt, bis sich ein richtiger Berg auf den Rucksäcken gehäuft hat. Routiniert legt Magdalena los, schaufelt und klopft den Schnee. Daneben komme ich mir richtig bescheuert vor. Wichtig ist es jetzt vor allem, nicht ins Schwitzen zu kommen. Lieber stetig und langsam. Unter der warmen Kleidung wäre der Schweiß nicht nur unangenehm, wir würden auch schneller frieren.

            Wer in Bergnot gerät, tut gut daran, einmal eine Probenacht verbracht zu haben. Die Autorin bei der Arbeit am „Panzerknackerbiwak“.

          Wer in Bergnot gerät, tut gut daran, einmal eine Probenacht verbracht zu haben. Die Autorin bei der Arbeit am „Panzerknackerbiwak“.

Wir bauen ein sogenanntes Panzerknackerbiwak. Im Notfall bliebe für ein komfortables Iglu keine Zeit. Dadurch, dass die Rucksäcke eingegraben werden, entsteht der Hohlraum sozusagen automatisch. Die müssen dann nur mehr wie ein „Schatz“ ausgegraben werden. Daher rührt auch der Name Panzerknacker.

            Wer allein am Berg ist, erlebt Stille und den klarsten Sternenhimmel. Eine Stirnlampe hilft bei der Orientierung auf der Erde.

          Wer allein am Berg ist, erlebt Stille und den klarsten Sternenhimmel. Eine Stirnlampe hilft bei der Orientierung auf der Erde.

Magdalena spürt die Rucksäcke mittels Lawinensonde auf, wir graben sie aus, höhlen den Innenraum aus, klopfen den Schnee fest. In gut drei Stunden sind wir fertig, pünktlich zum Sonnenuntergang. Magdalena schmeißt den Gaskocher an, es gibt Nudeln mit Pesto, und vor unserer Schneehöhle wird es fast schon gemütlich. Außer uns ist kein Mensch auf dem Berg, absolute Stille und der klarste Sternenhimmel.

Der Biwak-Eingang ist windabgewandt und liegt etwas tiefer als unsere Liegefläche. „Damit strömt die kalte Luft raus, und im Biwak sollten wir nicht unter 0 Grad haben.“ Die Isomatten werden aufgeblasen und die extradicken Schlafsäcke kommen darauf. Daher reichen für mich Skiunterwäsche, Mütze und dicke Socken. Wie zwei Wraps liegen wir mitten im Schnee.

            Der Biwak-Eingang ist windabgewandt und liegt tiefer als die Liegefläche. So strömt die kalte Luft nach außen.

          Der Biwak-Eingang ist windabgewandt und liegt tiefer als die Liegefläche. So strömt die kalte Luft nach außen.

Ich hatte mich darauf eingestellt, dass die Nacht der absolute Horror wird. Aber: Ich habe nicht gefroren, mir war sogar warm und ich wurde nur einmal wach. Dass es draußen minus 5 Grad hatte und im Biwak die Temperatur um den Gefrierpunkt lag, merke ich erst, als ich versuche, meine gefrorenen Schuhe anzuziehen, die neben meinem Schlafsack lagen.

            Keine Ruhe unter null Grad? Von wegen. Die Autorin beim erfolgreichen Schlafen.

          Keine Ruhe unter null Grad? Von wegen. Die Autorin beim erfolgreichen Schlafen.

Hätte ich auch so eine angenehme Nacht verbracht, wenn meine Kältecoaches Gerhard und Josef mich nicht vorbereitet hätten? Wer seine Komfortzone verlassen will, macht das nicht auf Knopfdruck – es ist gut, sich heranzutasten, den Körper zu spüren und zu lernen, auf seine Anpassungsfähigkeit zu vertrauen. Im eisigen Winterwind, im gefrorenen Gletschersee und im selbst geschaufelten Iglu habe ich gelernt, dass ich mich vor nichts fürchten muss:

Nicht einmal vor der Kälte. Und jetzt? Eisklettern? Kreuzfahrt in die Antarktis? Ein Leben on the rocks? Die Möglichkeiten sind endlos! Trotzdem freue ich mich jetzt auf meine Wärmflasche zu Hause.

 

 

Sandra Langmann wurde schon früh in Wanderschuhe gesteckt. Sie ist mitten in den steirischen Weinbergen aufgewachsen. Heute wohnt sie in einer Stadtwohnung in München – und ist so oft es geht mit dem Rad oder dem Snowboard in den Tiroler Bergen.

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