Jagdfieber: Pilze sammeln in Tirol
Ihr fragt mich nach den besten Plätzen? Kein Pilzsammler verrät, wo er fündig geworden ist. Aber es gibt schon einige allgemeine Tipps. Pilze wachsen besonders oft an feuchten, moosigen Stellen. Sehr gut sind kleine Lichtungen, wo die Pilze geschützt sind. Oder der Waldrand. Auch hier wird man besonders oft fündig. Und wie gesagt: Nach einigen regnerischen Tagen, wenn die Sonne wieder lacht, dann findet man besonders viele Pilze.
Pilze sammeln hat aber auch etwas mit Fairness zu tun. In Tirol gibt es die gesetzliche Verordnung, dass ein Pilzsammler höchstens zwei Kilogramm Pilze pro Tag sammeln darf und das nur zwischen 07:00 und 19:00 Uhr. Was es nicht mehr gibt ist die Regel, dass Pilze nur an geraden Kalendertagen gesammelt werden dürfen. Das Gesetz ist das eine, die Fairness das andere. Mit zwei Kilogramm Pilzen zaubere ich zuhause ein herrliches Schwammerl-Gulasch oder pikante Nudeln mit Pfifferlingen für meine ganze Familie. Warum also mehr pflücken? Wenn sich jeder von uns in den Tiroler Wäldern an diese Regel hält, schützen wir den Pilzbestand und jeder kann sich auf die Pilzjagd begeben. Der Wald braucht die Pilze. Sie besorgen unter anderem die Nährstoffaufbereitung für viele Bäume.
Wer mit dem Pilzsammeln anfangen will findet hier ein kleiner Überblick über die häufigsten Pilze in den Tiroler Wäldern.
Steinpilze
Der Steinpilz ist wohl der König der Speisepilze. Sein Fleisch ist fest, er eignet sich besonders gut zum Braten und der Geschmack ist unvergleichlich. Die Fruchtkörper haben meist einen bräunlichen Hut, weiße bis olivgelbliche Poren, eine helle Netzzeichnung am Stiel und weißes, nur selten auf Druck. Steinpilze findet man am häufigsten nach Regentagen während eines warmen Sommers, aber auch noch bis in den späten September.
Pfifferlinge
Pfifferlinge sind in der Tiroler Küche sehr beliebt wie zum Beispiel im Eierschwammerl-Gulasch. Foto: Verein für Pilzkunde Tirol-Jenbach
Die markanten gelben, goldenen Pfifferlinge werden in Tirol wegen ihrer Farbe auch Eierschwammerl genannt. Meistens findet man sie unter Bäumen, moosigen Stellen und kleinen Lichtungen in Gruppen. Pfifferlinge sind sehr begehrte Speisepilze, da sie eine scharfe Komponente haben und jedem Pilzgericht eine besondere Note geben. Die charakteristischen Merkmale des Pfifferlings sind Form und Farbe von Hut und Stiel der Fruchtkörper. Der dotter- bis goldgelbe Hut hat 2 bis 9 Zentimeter im Durchmesser, hat anfangs eine halbkugelige bis gewölbte Form, die sich dann umstülpt zu einer trichterförmigen Form.
Birkenpilz
Dieses Foto zeigt Rotkappen, die oft synonym mit den Birkenpilzen verwendet werden, erklärt uns Sigrid Neuhauser vom Pilzverein. Foto: Verein für Pilzkunde Tirol-Jenbach
Der Birkenpilz ist ein mittelgroßer bis großer Röhrenpilz mit bräunlichem, feinfilzigem Hut, deutlich schwarzschuppigem Stiel und weißem Fleisch unter Birken. Dieser sehr gute Speisepilz wächst vorzugsweise – der Name verrät es – in der Nähe von Birken. Den Birkenpilz findet man oft in der Nähe des Waldrandes. Sammeln sollte man nur jüngere Exemplare, die haben noch ein festes Fleisch. Diesen milden Speisepilz findet man in Tirol von Juni bis Oktober.
Bovist
Beim Bovist ist Vorsicht geboten, denn nicht alle Arten sind genießbar. Foto: Verein für Pilzkunde Tirol-Jenbach
Der Bovist ist ein schmackhafter Pilz, der von Sommeranfang bis Ende Herbst in den Wäldern sprießt und oft wie ein klassischer Champignon ausschaut. Aufgrund seines angenehm milden Aromas und seiner Häufigkeit wird der essbare Bovist sehr gerne gesammelt. Aber man sollte die verschiedenen Bovist-Arten voneinander unterscheiden können, bevor man in die Wälder geht. Denn auch bei dieser Pilzgattung gibt es ungenießbare und sogar giftige Sorten. Lieber stehen lasse, wenn man sich nicht sicher ist.
Fliegenpilz
Ein schönes Fotomotiv: der Fliegenpilz. Foto: Verein für Pilzkunde Tirol-Jenbach
Diesen Pilz kennt jeder. Roter Hut mit weißen Punkten: Der Fliegenpilz ist einer der schönsten und farbenprächtigen Pilze in unseren Wäldern. Jeder weiß aber auch: Der Fliegenpilz ist giftig! Dieser Pilz ist ein schönes Fotomotiv. Bitte lasst ihn einfach stehen und genießt das Farbenspiel des bekanntesten Pilzes. Das Umstoßen von giftigen Pilzen ist schlecht für den Wald denn auch der Fliegenpilz und andere giftige Pilze erfüllen eine wichtige Rolle im Ökosystem.
Parasol
Bei diesem Speisepilz muss man sich sicher sein, dass es sich um einen Parasol handelt, denn er hat einige giftige Doppelgänger. Foto: Verein für Pilzkunde Tirol-Jenbach
Der Parasol ist ein sensationeller Speisepilz, sehr mild und wächst meist in Gruppen. Der Hut ist anfangs vollständig mit einer braunen Haut bedeckt, die bald aufreißt und in federige Stückchen zerreißt. Mein Tipp für den Parasol: Gebt den Hut einfach auf einen Grill, etwas Olivenöl darüber, Salz und Pfeffer – so ist der Parasol ein echter Genuss. Der Parasol hat bei uns einen ungenießbaren Doppelgänger – den Safranschirmling. Die zwei werden sehr oft verwechselt und der Safranschirmling verursacht bei sehr vielen Menschen eine starke Unverträglichkeitsreaktion (Magenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen…). Auch ist der Parasol einer der Pilze, der am häufigsten mit dem Knollenblätterpilz verwechselt wird.
Reizker
Bei den Milchlingen muss man aufpassen, denn einige Arten sind giftig. Foto: Verein für Pilzkunde Tirol-Jenbach
Ganz ehrlich: Reizker muss man nicht sammeln. Bei den Milchlingen gibt es einige giftige und ungenießbare Arten. Die mit rosa Milch kann man alle essen, aber die Milchlinge mit der scharfen Milch können fürchterliche Magenverstimmungen verursachen.
Roter Becherling
Diese Prachtbecherlinge sind schöne Fotomotive, sollten aber nie in den Pilzkorb wandern. Foto: Verein für Pilzkunde Tirol-Jenbach
Der Rote Becherling ist ein ziemlich unverkennbarer Pilz in der Form eines Bechers, der im Inneren rot bis orange schimmert. Er kommt in Tirol oft bis in hohe Gebirgslagen vor. Auch die Becherlinge sind wunderschöne Fotomotive, aber vom Genuss muss man abraten.
Täublinge
Sigrid Neuhauser vom Pilzverein gibt uns den Tipp, dass der Täubling ein super Anfänger-Pilz ist. Anhand der splitternden Lamellen ist er leicht zu erkennen und alle Arten die beim Kosten nicht scharf (oder bitter) schmecken, sind genießbar. Foto Graustieltäubling: Verein für Pilzkunde Tirol-Jenbach
Der Täubling ist einer jener Pilze, die man in Tirol sehr oft findet. Er ist ein ausgezeichneter Speisepilz. Hat man einen Wald gefunden, in dem der Täubling vorkommt, dann hat man die erlaubten zwei Kilogramm Pilze schnell gesammelt. Speisetäublinge können alle Farbschattierungen von Rot bis Braun haben. Täublinge findet man in Tirol von Juni bis Oktober im Laub- und Nadelwald, unter Eichen, Rotbuchen, Kiefern, Fichten. Täublinge bevorzugen Sand- und Silikatböden, meiden reine Kalkböden.
Ganz allgemein: Wenn man sich nicht sicher ist, ob ein Pilz genießbar ist, dann lässt man ihn einfach stehen. Ich bin mir sicher, hinter dem nächsten Baum findet man einen Pilz, den man genau kennt und der ohne Bedenken in den Kochtopf wandern kann.
Nach der Jagd kommt der Genuss. Ich bin einer jener, welche die Pilze schon im Wald reinigen. Dann erspare ich mir die meiste Arbeit zuhause. In der Küche wird nur mehr der letzte Schmutz mit einer Zahnbürste beseitigt. Wenn der Pilz dann noch immer nicht sauber ist, dann kommt er kurz unters Wasser. Aber nicht zu lange. Mein Lieblingsrezept ist einfach, der Geschmack der Pilze soll im Vordergrund stehen:
Rezept: Schwammerl-Nudeln mit angebratenen Pilzen
Zutaten:
- Pilze, je nach Geschmack
- Kräuter, je nach Geschmack
- Tagliatelle
- Zwiebel
- Knoblauch
- Sahne
- Etwas Öl zum Anbraten
- Salz und Pfeffer, evtl. Chili
Zubereitung:
Die Pilze werden geputzt und klein geschnitten. Zwiebeln glasig anschwitzen und die Pilze dazugeben. Gesalzen und gepfeffert wird kurz vor dem Servieren. Ich gebe dann jede Menge Kräuter zu den Pilzen und verfeinere mit gepresstem Knoblauch und etwas Chili. Ganz zum Schluss ein Schuss Sahne, die Tagliatelle in der Pfanne schwenken – und fertig. Mahlzeit!
Pilzberatung
Wer nun Lust bekommen hat während seines Tirolurlaubes „in die Pilze zu gehen“ sich aber nicht sicher ist ob die Beute auch essbar ist, oder wer einfach seinen Pilzkenntnisse vertiefen möchte, hat die Möglichkeit seine Funde in der Pilzberatungsstelle des Pilzvereins Jenbach von Experten anschauen zu lassen. Von Juni bis Anfang Oktober ist die Beratungsstelle jeden Freitag und Sonntag von 18.30 bis 20 Uhr besetzt.
Außerdem ist der Pilzverein auch online vertreten unter www.pilzverein-tirol.com, bloggt und ist auf Twitter @pilzetirol sowie Facebook (Pilzverein Tirol).
Auch in Innsbruck gibt es eine Pilzberatung. Dort kann man sich nach voriger Anmeldung montags bis freitags jeweils an den Vormittagen beraten lassen.