So ein Theater! 7 kleine, aber feine Bühnen in Tirol
Ob im Braukeller, im Heustadel oder im Eisenbahnviadukt: Professionelle kleine Bühnen in Tirol machen den großen Theatern Konkurrenz – mit mutiger Programmauswahl, Kreativität und viel Herzblut. Hier eine Auswahl.
1. Theater præsent, Innsbruck
Reduziert und wirkungsvoll sind die Inszenierungen im theater præsent. © Daniel Jarosch
Klein, fein, avantgardistisch, so gibt sich das theater præsent in Innsbruck. Egal, ob Textschnipsel wie Stefanie Sargnagels „Statusmeldungen“ zum Theaterstück werden oder surreal-geheimnisvolle Szenen wie „Dunkel lockende Welt“ von Händl Klaus auf die Bühne kommen: Das Team um Elke Hartmann, Verena Schopper und Michaela Senn ist stets auf der Suche nach neuen, außergewöhnlichen Stoffen und setzt diese wirkungsvoll in Szene. Gastspiele in anderen Städten gehören dazu.
2. Theater im Lendbräukeller, Schwaz
Seit das Theater in den Lendbräukeller gezogen ist, heißt’s zuschauen statt Bier brauen. © Rainer Guttmann
Der Underground von Schwaz? Das Theater im Lendbräukeller! Hier wird unter der Leitung von Markus Plattner und Madeleine Weiler mit Hingabe gespielt und inszeniert. An einem der Hotspots des Tiroler Off-Theaters stehen zeitgenössische internationale Klassiker auf dem Programm, etwa von Eugène Ionesco, Eric-Emmanuel Schmitt und Andrea Maria Schenkel, aber auch eigene Werke und Tiroler Dramen wie jene von Felix Mitterer. Improtheater, Lesungen, Kleinkunst und Konzerte ergänzen den Veranstaltungsreigen.
3. BogenTheater, Innsbruck
Vielfalt unterm Viadukt: BogenTheater © Innsbruck Tourismus
Die Innsbrucker Viaduktbögen sind normalerweise auf Nachtschwärmer ausgerichtet, doch wer sagt, dass man nachts nicht auch kulturell ausschwärmen kann? Im Bogentheater auf Nummer 32 erwartet Theaterfans zeitgenössisches Schauspiel aus allen Richtungen: moderne Tragödien, absurdes Theater, Kriminalstücke und leichte Komödien. Seit einigen Jahren mischt auch eine Impro-Gruppe mit und sorgt für spontanes Theatervergnügen.
4. Haller Gassenspiele, Hall in Tirol
Subversiver Spaß bei den Haller Gassenspielen. © Haller Gassenspiele
Der Ort ist jedes Mal ein anderer, der Spaß aber immer gleich groß. Wenn die Haller Gassenspiele im Sommer zu Aufführungen unter freiem Himmel laden, dann kann sich das Publikum auf die hohe Kunst der Unterhaltung freuen. Harmlos sind die Komödien von Nikolai Gogol, Dario Fo oder Erich Kästner nie, eher schon subversiv und surreal. Umwerfend komisch werden die Stoffe durch rasante Inszenierungen und Darsteller:innen, die Komödie, Kleinkunst und Clownerie im kleinen Finger haben.
5. Steudltenn, Uderns im Zillertal
Bernadette Abendstein und Hakon Hirzenberger bringen die große Theaterwelt ins Zillertal. © Bert Heinzlmeier
Schauspieler:innen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum finden sich in Uderns im Zillertal ein, wenn das Intendantenpaar Bernadette Abendstein und Hakon Hirzenberger sie zu Auftritten einlädt. Der Spielort des Steudltenn-Theaters war einst eine Scheune – rundherum gibt es nur Wiesen, Dorf und Berge. „Als wir zum ersten Mal im Tenn gespielt haben, das war ein magischer Moment“, schwärmt Abendstein. Die Magie ist geblieben. Neuestes Schauspiel aus Tirol und der Welt, Kinderstücke, Kabarett, Singspiele, alles findet hier ein begeistertes Publikum.
6. BRUX – Freies Theater Innsbruck
Das Publikum wartet gespannt: Was bringt das BRUX diesmal auf die Bühne? © Daniel Jarosch
Das Brux bietet Raum, Technik und Organisation, verschiedene Theatergruppen füllen es mit Leben. Als „Platz für bereits erfolgreiche Produktionen, aber auch als angstfreier Raum zum Ausprobieren“ ist es laut Eigendefinition „eine unglaublich wertvolle Insel im Kulturbetrieb.“ Als Aufführungsort für das Tiroler Dramatiker|innenfestivals zeigt es viele Facetten heimischer Bühnenliteratur. Die Errichtung des Hauses durch die Stadt Innsbruck trug dazu bei, die einst beengte Situation der Innsbrucker Theaterszene zu entspannen. Mit der eigenen Programmschiene „Vorbrenner“ gelang dies auch im übertragenen Sinne. Sie ist auf Experiment und Interdisziplinarität ausgerichtet und weitet so die Grenzen des Schauspiels kontinuierlich aus.
7. Innsbrucker Kellertheater
Nah am Publikum: Manfred Schild setzt im Innsbrucker Kellertheater auf die Vorteile einer intimen Raumsituation. © Nicolas Hafele
Das älteste bestehende Off-Theater Tirols ist eine Kellerbühne, wie sie sein soll: technisch gut ausgestattet, mit 75 Plätzen und einladendem Foyer. Das Programm wägt Intendant Manfred Schild genau ab zwischen zeitgenössischem Drama, leichter, intelligenter Komödie, Avantgarde und klassischen Stoffen. „Der Trick ist, Stücke zu finden, die durch die Enge gewinnen“, sagt Schild, und spricht damit eines der wichtigsten Merkmale des Kellertheaters an: Nirgends ist man so nah am Geschehen wie hier. Deshalb schätzen auch Schauspieler:innen, die sonst etwa am Tiroler Landestheater engagiert sind, die besondere Atmosphäre.