Ob im Braukeller, im Heustadel oder im Eisenbahnviadukt: Professionelle kleine Bühnen in Tirol machen den großen Theatern Konkurrenz – mit mutiger Programmauswahl, Kreativität und viel Herzblut. Hier eine Auswahl.
Klein, fein, avantgardistisch, so gibt sich das theater præsent in Innsbruck. Egal, ob Textschnipsel wie Stefanie Sargnagels „Statusmeldungen“ zum Theaterstück werden oder surreal-geheimnisvolle Szenen wie „Dunkel lockende Welt“ von Händl Klaus auf die Bühne kommen: Das Team um Elke Hartmann, Verena Schopper und Michaela Senn ist stets auf der Suche nach neuen, außergewöhnlichen Stoffen und setzt diese wirkungsvoll in Szene. Gastspiele in anderen Städten gehören dazu.
Der Underground von Schwaz? Das Theater im Lendbräukeller! Hier wird unter der Leitung von Markus Plattner und Madeleine Weiler mit Hingabe gespielt und inszeniert. An einem der Hotspots des Tiroler Off-Theaters stehen zeitgenössische internationale Klassiker auf dem Programm, etwa von Eugène Ionesco, Eric-Emmanuel Schmitt und Andrea Maria Schenkel, aber auch eigene Werke und Tiroler Dramen wie jene von Felix Mitterer. Improtheater, Lesungen, Kleinkunst und Konzerte ergänzen den Veranstaltungsreigen.
Die Innsbrucker Viaduktbögen sind normalerweise auf Nachtschwärmer ausgerichtet, doch wer sagt, dass man nachts nicht auch kulturell ausschwärmen kann? Im Bogentheater auf Nummer 32 erwartet Theaterfans zeitgenössisches Schauspiel aus allen Richtungen: moderne Tragödien, absurdes Theater, Kriminalstücke und leichte Komödien. Seit einigen Jahren mischt auch eine Impro-Gruppe mit und sorgt für spontanes Theatervergnügen.
Der Ort ist jedes Mal ein anderer, der Spaß aber immer gleich groß. Wenn die Haller Gassenspiele im Sommer zu Aufführungen unter freiem Himmel laden, dann kann sich das Publikum auf die hohe Kunst der Unterhaltung freuen. Harmlos sind die Komödien von Nikolai Gogol, Dario Fo oder Erich Kästner nie, eher schon subversiv und surreal. Umwerfend komisch werden die Stoffe durch rasante Inszenierungen und Darsteller:innen, die Komödie, Kleinkunst und Clownerie im kleinen Finger haben.
Schauspieler:innen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum finden sich in Uderns im Zillertal ein, wenn das Intendantenpaar Bernadette Abendstein und Hakon Hirzenberger sie zu Auftritten einlädt. Der Spielort des Steudltenn-Theaters war einst eine Scheune – rundherum gibt es nur Wiesen, Dorf und Berge. „Als wir zum ersten Mal im Tenn gespielt haben, das war ein magischer Moment“, schwärmt Abendstein. Die Magie ist geblieben. Neuestes Schauspiel aus Tirol und der Welt, Kinderstücke, Kabarett, Singspiele, alles findet hier ein begeistertes Publikum.
Das Brux bietet Raum, Technik und Organisation, verschiedene Theatergruppen füllen es mit Leben. Als „Platz für bereits erfolgreiche Produktionen, aber auch als angstfreier Raum zum Ausprobieren“ ist es laut Eigendefinition „eine unglaublich wertvolle Insel im Kulturbetrieb.“ Als Aufführungsort für das Tiroler Dramatiker|innenfestivals zeigt es viele Facetten heimischer Bühnenliteratur. Die Errichtung des Hauses durch die Stadt Innsbruck trug dazu bei, die einst beengte Situation der Innsbrucker Theaterszene zu entspannen. Mit der eigenen Programmschiene „Vorbrenner“ gelang dies auch im übertragenen Sinne. Sie ist auf Experiment und Interdisziplinarität ausgerichtet und weitet so die Grenzen des Schauspiels kontinuierlich aus.
Das älteste bestehende Off-Theater Tirols ist eine Kellerbühne, wie sie sein soll: technisch gut ausgestattet, mit 75 Plätzen und einladendem Foyer. Das Programm wägt Intendant Manfred Schild genau ab zwischen zeitgenössischem Drama, leichter, intelligenter Komödie, Avantgarde und klassischen Stoffen. „Der Trick ist, Stücke zu finden, die durch die Enge gewinnen“, sagt Schild, und spricht damit eines der wichtigsten Merkmale des Kellertheaters an: Nirgends ist man so nah am Geschehen wie hier. Deshalb schätzen auch Schauspieler:innen, die sonst etwa am Tiroler Landestheater engagiert sind, die besondere Atmosphäre.
Die Schafe kommen heim! Ein Almabtrieb der etwas anderen Art.
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Die herbstliche Schafscheid ist in Tirol lebendiges Brauchtum geblieben. Kein Wunder, bei diesen putzmunteren Akteuren, die beim Almabtrieb aufgeregt blökend und mit fröhlichem Glöckchengebimmel in Richtung Heimathöfe zockeln und springen. Ein stimmungsvolles Volksfest für Schafe, Lämmer, Hirten und Zuschauer!
„Das Ambiente muss man erlebt haben“ – Almabtrieb in der Kelchsau
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Schon von weitem kann man sie hören. Zuerst die hellen Glocken, dann das Getrappel auf dem Kopfsteinplaster. Wenn das Vieh nach rund vier Monaten bei den traditionellen Almabtrieben in die Dörfer zurückkehrt, ist das jedes Mal ein Schauspiel, das Gäste und Einheimische gemeinsam feiern. „Der Brauch des Almabtriebs ist ein Zeichen der Dankbarkeit“, sagt Hans Feller, Obmann des Kelchsauer Almabtriebs. Ich habe mit ihm über die Faszination dieses bunten Spektakels gesprochen.
Stimmt oder stimmt nicht? Wie die Tiroler so ticken.
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Eine Reihe von Vorurteilen wird mit Tirol verbunden. Wie wir so sind, die Bewohner des Landes im Gebirg'. Ärgern tun wir uns darüber nicht, wissen wir doch, dass uns nicht zuletzt aufgrund dieser Vorurteile auch viel Sympathie entgegengebracht wird. Nur was davon ist wahr? Darüber habe ich mir neulich meine ganz persönlichen Gedanken gemacht. Hier das Ergebnis...
Kommt ein neuer Erdenbürger auf die Welt, folgt auf die Frage nach dem Geschlecht sogleich: „Wie heißt denn das Kleine?“ In Tirol ist es nicht anders wie in anderen Ländern. Welcher Name gefällt, entscheidet nicht nur die Mode, sondern auch die Assoziation mit einem meist populären Träger dieses Namens, oft Fernseh- oder Popstars.
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass wir Tiroler ein hinterlistiges Bergvolk wären, das sich jodelnd verständigt. Nun ja, hinterlistig glaub ich nicht, vielleicht manchmal etwas stur, dafür umso liebenswerter, wenn man uns erst einmal kennt. Und auch wenn es für den einen oder andern nicht so klingen mag, unterhalten wir uns sehr wohl auf Deutsch miteinander, mehr oder weniger abgewandelt natürlich.
„Verfluacht no amol eini!“ Fluchen auf Tirolerisch
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Eines ist sicher: Geflucht wird überall auf der Welt, auch bei uns in Tirol. Und sind wir uns mal ehrlich, es gibt Situationen, da hilft das Fluchen, Schlimmeres zu vermeiden. Der erste Ärger wird einfach in Wörtern los gelassen! Sicher, diese Wörter können auch mal recht hart klingen und gemein. In den meisten Fällen sind sie nur Zweck zum Dampf ablassen und nicht lange ernst zu nehmen. Für Beobachter, die nicht Ziel einer solchen Attacke sind, kann eine Flucherei auf Tirolerisch sogar recht amüsant klingen! Wer hier meiner Meinung ist, dem wünsche ich viel Vergnügen beim Lesen meiner Beispielsätze aus dem unersättlichen Gebiet der Tiroler Flucherei.
Almgeschichten: die Außermelang Alm in der Wattener Lizum
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Bei einem Ausflug auf die Außermelang Alm in den Tuxer Alpen wiegt der Rucksack beim Abstieg meist schwerer als beim Aufstieg. In der Sennerei des hübschen Almdorfs kann man nämlich feine Spezialitäten erwerben. Der Wattentaler Almkäse ist weitum bekannt und räumt regelmäßig Preise ab. Auch das „Tiroler Almschwein“ gedeiht hier prächtig.
Am Weg zur Juifenalm hört man schon von Weitem die Kühe muhen, die Hühner gackern und die Schweine grunzen! Denn auf der Alm oberhalb von Gries im Sellrain herrscht fröhliches Family-Life, bei den Tieren und bei den Menschen. Kein Wunder, der almerische „Hochsitz“ mit Umgebung ist ein Landschaftsjuwel. Und schmackhafte Kost nach dem Motto „Alles selbst gemacht“ gibt es auch.
Almgeschichten: die Falbesoner Ochsenalm im Stubaital
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Es würde sich auch ein Tagesmarsch lohnen, zum Glück braucht es aber nur eineinhalb Stunden Aufstieg bis zur Falbesoner Ochsenalm. Dort wird man mit einem Angebot belohnt, das an Großmutters Speisekammer-Naschereien erinnert: hausgemachtes Brot, Butter, Graukas, Speck, Striezel, Buttermilch, Holundersaft…