Aktualisiert am 25.08.2021 in Magazin, Fotos: Jannis Braun
Pause auf dem Weg zum Padasterjochhaus.
Wer die ganze Pracht eines Berges erleben möchte, startet nicht vom höchstmöglichen Ausgangspunkt, sondern von ganz unten. Das Fahrrad verkürzt dabei lange Zustiege und flache Talhatscher. Unsere Auswahl an Bike-and-Hike-Touren für rundum ausgefüllte Tage in den Tiroler Bergen enthält Ideen für Genießer und Konditionsmonster.
1. Easy
Gemütlicher Einstieg: Vom Köglboden auf die Halserspitze
Blick von der Halserspitze entlang der Tirolerisch-Bayerischen Grenzberge.
Eine tolle Tour, um sich an Bike & Hike heranzutasten: Vom Köglboden zwischen Achenkirch und Steinberg geht es zunächst auf einem sanft ansteigenden Forstweg in Richtung Filzmoosbach-Schlucht. Im letzten Abschnitt wird es etwas steiler, aber dann hat man das erste Etappenziel – die Gufferthütte (1.475 Meter) – auch schon fast im Blick. Die Hütte liegt wunderschön auf einem Sattel, umgeben von saftigen Almen und schattigem Nadelwald. Hier bietet sich die Gelegenheit für einen kräftigenden Kaiserschmarrn – und je nachdem, wie die Tour zu Fuß weitergehen soll, könnte der auch nötig sein.
Die gemütliche Variante führt zur bayerischen Wildalm, die in einem Karst-Loch ohne Abfluss liegt, wodurch sich eine schöne Hochmoorlandschaft gebildet hat. Auf dem Weg zur Halserspitze (1.863 m) wird mit jedem Schritt die Aussicht weiter, am Gipfelkamm blickt man von der Zugspitze bis in die Berchtesgadener Alpen und zum Alpenhauptkamm. Wer genug Kaiserschmarrn gegessen hat, kann die Runde erweitern und den etwas anspruchsvolleren Rückweg über die deutsche Seite zurück zur Gufferthütte wählen. Eine weitere Möglichkeit: Die gesamte Blaubergschneid bis zur Blaubergalm überschreiten und von dort aus zurück zum Rad.
Touren-Facts: Auf die Halserspitze
Ausgangspunkt: Parkplatz Köglboden, Steinberg am Rofan
Distanz Bike: 15,5 km
Höhenmeter Bike: 556 hm
Distanz Hike: 6,4 km (einfachste Variante auf die Halserspitze)
Höhenmeter Hike: 428 hm
Einkehrmöglichkeiten: Gufferthütte
Evergreen: Von Fieberbrunn durch den Pletzergraben auf den Karstein
Bei dieser Tour wird einer der Vorzüge von Bike & Hike besonders deutlich: Durch die Kombination von Fahrradfahren und Wandern werden Tourenvarianten zu klassischen Zielen möglich, die weniger bekannt sind. Statt sich dem Karsteingipfel wie üblich von Nordosten zu nähern, folgt man hier von Fieberbrunn kommend durch den grünen Pletzergraben dem leicht ansteigenden Schotterweg Richtung Süden. Nachdem man die Herrgottbrücke überquert hat, geht es an der nächsten Abzweigung rechts in Richtung Lachtalhöhe. Nach ein paar steileren Serpentinen erreicht man die Lachtalalm, wo man das Bike stehen lässt, um den verbleibenden Aufstieg zu Fuß zu bewältigen. Immer entlang des grünen Kamms geht es über 240 Höhenmeter auf den Karstein. Dort angelangt, wird man mit einem fabelhaften Aussichtsgipfel belohnt, der einen Rundumblick in die umliegende Bergwelt bietet: Von den weitläufigen, grün gefleckten Kitzbüheler Alpen rundherum bis zu den grauen, schroffen Kalkalpen im Norden und den Gletschern der Hohen Tauern im Süden.
Touren-Facts: Karstein
Ausgangspunkt: Fieberbrunn
Distanz Bike: 24 km
Höhenmeter Bike: 883 hm
Distanz Hike: 3,5 km
Höhenmeter Hike: 240 hm
Einkehrmöglichkeiten: Almausschank Pletzer; außerdem kann man einen kleinen Umweg zur Lämmerbichlalm machen, die mit Köstlichkeiten aus der eigenen Almkäserei lockt
2. Mittel
Kontrastprogramm: Von St. Leonhard im Pitztal auf den Rosskopf
Das Hochtal hinter der Tiefentalalm. Links beginnt der Anstieg auf den Rosskopf.
Eine Tour, die all das verbindet, was man sich von einem Tag in den Alpen wünscht: freundliche Bergwälder, eine verwunschene Alm und das erhebende Gefühl, im hochalpinen Gelände den Kopf freigepustet zu bekommen. Ausgangspunkt ist der Wanderparkplatz in Scheibe (1.384 m) bei St. Leonhard im Pitztal. Von dort aus geht es über einen Forstweg hoch zur urigen Tiefental-Alm (1.880 m). Bevor man sich durch einen Blick auf die Speisekarte in Versuchung führen lässt, sollte man hier schnell die Bikes anketten und die schöne Wanderung auf den Rosskopf (2.305 m) in Angriff nehmen. Die Selbstdisziplin lohnt sich: Vom Gipfel aus hat man eine grandiose Aussicht auf die wilden Felsberge des Kaunergrats, und auch der Anblick des Geigenkamms gegenüber muss sich nicht verstecken. Von hier kann man entweder denselben Weg zurück nehmen oder man verlängert die Runde und geht über Rappenkopf und Arzler Alm zurück. Besonders schön ist diese Tour Ende Oktober. Dann legen die Lärchen ihr Herbstkleid an und leuchten prächtig golden – die Almen sind dann allerdings geschlossen.
Touren-Facts: Rosskopf & Rappenkopf
Ausgangspunkt: Scheibe bei St. Leonhard im Pitztal
Distanz Bike: 9 km
Höhenmeter Bike: 520 hm
Distanz Hike: 3,8 km
Höhenmeter Hike: 425 hm
Einkehrmöglichkeiten: Tiefental-Alm, Arzler Alm
Erkundungstour: Von Hinterriss zur Falkenhütte auf den Mahnkopf
Blick über den Mahnkopf auf die Laliderer Wände.
Eine gute Tour, um die eigenen Grenzen anzutesten – ohne dass man Sorge haben muss, dass man irgendwo stecken bleiben könnte. Vom Parkplatz kurz hinter der Mautstelle bei Hinterriss (963 m) steuert man mit dem Mountainbike durch das Johannestal auf die Felswände der Karwendel-Hauptkette zu. Bevor es links weiter Richtung Ladizköpfl (1.921 m) geht, lohnt sich ein kurzer Abstecher zum kleinen Ahornboden, wo man im Schatten der knorrigen Berggiganten kurz verschnaufen und Kraft für die bevorstehenden Rampen tanken kann. Dann geht es an den Anstieg bis zur privaten Ladizalm (1.578 m) – auch die Fahrt zur berühmten Falkenhütte (1.848 m) ist möglich, aber steil. Spätestens hier lässt man das Bike stehen und macht sich zu Fuß auf zum Mahnkopf (2.094 m). Wem die Aussicht hier noch nicht prächtig genug ist – oder wer noch etwas Kraxeln möchte –, der kann weiter auf den einsam gelegenen Steinfalk (2.347 m) gehen.
Touren-Facts: Mahnkopf & Steinfalk
Ausgangspunkt: Parkplatz hinter der Mautstelle bei Hinterriss
Distanz Bike: 22,4 km
Höhenmeter Bike: 890 hm
Distanz Hike: 11,6 km
Höhenmeter Hike: 355 hm (auf den Mahnkopf)
Einkehrmöglichkeiten: Falkenhütte
3. Schwierig
Bewährungsprobe: Von Umhausen über die Hintere Fundusalm auf den Fundusfeiler
Im Talschluss des Fundustals. Blick vom Waalweg.
Wer auf der Suche nach einer geeigneten Bike & Hike-Feuertaufe ist, liegt bei dieser Tour goldrichtig: Mehr als 2.000 Höhenmeter sind zu bewältigen und auch die magische 3.000-Meter-Marke wird geknackt. Ein mit allen Wassern gewaschener Alpinist muss man trotzdem nicht sein, um es auf den Gipfel des Fundusfeilers zu schaffen. Von Umhausen geht es mit dem Mountainbike durch das Fundustal, das durch seine Einsamkeit und Wildheit einen ganz eigenen Zauber entfaltet. Hat man die Hintere Fundusalm erreicht, kann man sich entscheiden: Entweder man legt den Rest der Strecke bis zur Frischmannhütte auch noch mit dem Mountainbike zurück oder man geht von hier aus zu Fuß weiter. Die Frischmannhütte bietet Gelegenheit für eine Rast, aber trödeln sollte man nicht, denn bis zum Gipfel sind noch einige Höhenmeter zu bewältigen. Also hinein ins Funduskar, dann geht es steiler und teilweise gesichert über eine Rippe in die Feilerscharte und über den nicht allzu schwierigen Gipfelgrat zum wohlverdienten 3.079 Meter hohen Gipfel-Rundumblick auf die Ötztaler Alpen und ins Tal.
Touren-Facts: Fundusfeiler
Ausgangspunkt: Umhausen
Distanz Bike: 19 km
Höhenmeter Bike: 1.270 hm
Distanz Hike: 5 km
Höhenmeter Hike: 850 hm
Einkehrmöglichkeiten: Frischmannhütte
Zweimal spitze: Von Steinach über das Padasterjochhaus auf die Kirchdachspitze
Am Padasterjochhaus ist Schluss für's Mountainbike. Es kann von hier die Aussicht auf Olperer & Co. genießen.
Zwei Klassiker des Wipptals lassen sich miteinander verbinden: Die knackige Mountainbike-Tour zum Padasterjochhaus (2.232 m) und die Besteigung der markanten Kirchdachspitze (2.840 m). Von Steinach am Brenner (1.048 m) führen die ersten Kilometer der Strecke bergauf bis nach Trins, wo der eigentliche Anstieg zum Padasterjochhaus beginnt. Die Schotterstraße führt zunächst durch den Wald, dann über prächtige, mit Heustadln gespickte Almflächen. Der schöne Anblick lenkt vielleicht etwas von der Steigung ab, die konstant jenseits der zehn Prozent liegt. Über zahlreiche Serpentinen schraubt sich der Weg bis zur Hütte, wo man sich mit einer Jause stärken und die anstehende Gipfeltour ins Auge fassen kann. Wer sich zur Kirchdachspitze aufmacht, den erwartet eine spannende Wegführung mit teilweise steilen Passagen. Hier ist Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich, besonders ausgesetzte Stellen sind aber gut gesichert. Wer auf dem Fahrrad zu viele Körner gelassen hat, um weitere 674 Höhenmeter zu Fuß zurückzulegen, kann auch auf einen der einfacheren Gipfel ausweichen, zum Beispiel auf den Padasterkogel (2.301 m) oder die Hammerspitze (2.641 m).
Touren-Facts: Kirchdachspitze
Ausgangspunkt: Steinach am Brenner, Wipptal
Distanz Bike: 24 km (hin und zurück)
Höhenmeter Bike: 1.152 hm
Distanz Hike: 6,4 km
Höhenmeter Hike: 674 hm
Einkehrmöglichkeiten: Padasterjochhaus
4. Wild
So nah (und doch so fern): Von Innsbruck über die Karalm auf den Habicht
Der Habicht gesehen von der Kirchdachspitze. Der Aufstieg erfolgt über die linke Flanke.
Im Panorama rund um Innsbruck sticht ein Gipfel besonders hervor: Der Habicht (3.277 m), der auch als „Hausdreitausender“ der Innsbrucker bekannt ist – und weil die Formulierung „Hausdreitausender“ vergleichsweise nah und machbar klingt, könnte so man auf die Idee kommen, dass es sich hier um einen netten Bike & Hike-Gipfel handelt. Aber Obacht: Wer diese Tour in Angriff nimmt, muss früh aufstehen, Energie für einen langen, harten Tag mitbringen – und ein bisschen verrückt sein. Der Einstieg ist noch harmlos: Von Innsbruck geht es über die schönen, meist flachen Telfeser Wiesen hinein ins Stubaital. In Neder angelangt, biegt man ab ins Pinnistal, wo die dolomitenartigen Wände einen ersten Vorgeschmack auf das anstehende Bergabenteuer geben. Der Weg schraubt sich das enge, steile Tal bis zur Karalm (1.737 m) hinauf, die auf einem Hochplateau am Fuße des Habichts liegt. Hier hat man die Gelegenheit, zu rasten und zum ersten Mal die eigene mentale Gesundheit anzuzweifeln – denn die meisten Höhenmeter stehen noch bevor. Der Weg zum Gipfel führt dann über das Pinnisjoch und die Innsbrucker Hütte (2.369 m) über zunächst schroffes, später steil-verblocktes Gelände, das für erfahrene Bergsteiger aber keine größeren Schwierigkeiten darstellt. Auf dem Gipfel bietet sich ein umwerfendes 360-Grad-Panorama – das durch das Gefühl, es sich „by fair means“ erarbeitet zu haben, noch ein bisschen fabelhafter aussieht.
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