DJs, VJs und die Avantgarde: Heart of Noise
Seit mehr als zehn Jahren sind sie Grenzgänger in Innsbruck. Die Köpfe hinter Heart of Noise verknüpfen Performance, Film oder Architektur mit neuester Musik und laden dazu ein, kulturelle Nischen zu erkunden.
Von Krach bis Poesie
Das Innsbrucker Festival Heart of Noise öffnet die Türen zu einem musikalischen und künstlerischen Kosmos, der sich rund um die neuesten Strömungen entfaltet. Der Bogen spannt sich zwischen Medienkunst und digitaler Kunst, zwischen VJ- und DJ-Culture, „E und U, klanglich und Club, zwischen Hören und Tanzen“, fasst Chris Koubek, einer der Festivalleiter, die Ausrichtung zusammen. Diversität in jeder Richtung ist ein wesentliches Merkmal. „Man muss sich auf etwas einlassen können, die Ohren ganz weit aufmachen und das zulassen, was auf der Bühne passiert.“
Bildende Kunst, Tanz und Performance: Bei Heart of Noise verschmelzen mehrere Genres zu einem Gesamtkunswerk.
Musik als intensive, sinnliche Erfahrung
Gemeinsam mit Stefan Meister hat Chris Koubek 2011 das Festival gegründet, damit Musikstile wie Noise oder Drone intensiv erlebt werden konnten. Damals ein Nischen-Event in Cinematograph und p.m.k, hat sich das Festival über die Stationen Stadtsäle, Treibhaus und Haus der Musik zur festen Größe im Zentrum von Innsbruck gemausert. Im öffentlichen Stadtraum fällt Heart of Noise alleine schon durch temporäre Venues auf, etwa im Hofgarten oder vor dem Landestheater.
Ob Musikpavillon im Hofgarten, Treibhaus oder BRUX Freies Theater: Wechselnde Locations sind Teil des Festivalkonzepts.
Flexible Räume
Die Venues werden auf das jeweilige Programm abgestimmt. „Bei den Räumen sind wir immer sehr flexibel und suchen sie passend zum jeweiligen Programm aus“, meint Koubek. In der Coronazeit war beispielsweise die Dogana im Congress Innsbruck der zentrale Aufführungsort – nicht nur wegen des geforderten Abstands zwischen den Festivalgästen, sondern auch weil die Acts auf der Bühne „diese Dimension gebraucht haben“.
Rhythmen, Licht und bewegte Installationen erweitern den Innsbrucker Horizont.
Das Treibhaus bietet hingegen mit zwei Bühnen einen idealen Rahmen für die „Clubkultur der Gegenwart“. Ergänzend gibt es Aufführungsorte wie den Hofgartenpavillon für Nachmittagskonzerte oder den „Reich für die Insel Kubus“ vor dem Tiroler Landestheater. Neu hinzugekommen ist das Brux als idealer Rahmen für Tanzperformance.
DJ-Culture abseits des Mainstreams ist einer der Eckpfeiler von Heart of Noise.
Mehr als das, was es gibt
Passend zur „temporären autonomen Zone“ der Kunst, die Heart of Noise im Stadtraum schafft, entstehen auch immer wieder Bühnenarchitekturen, die nur für die Dauer des Festivals auf öffentlichen Plätzen aufgestellt werden. Damit will Stefan Meister sicht- und hörbar machen, „dass es mehr gibt als das, was es gibt – und dass dieses Mehr genauso lustvoll konsumiert werden kann wie das bekannte“.
barbra.schreisand: Eine architektonische Soundinstallation an der Universität Salzburg.
Ausweitung der Grenzen
Mit seiner offenen Herangehensweise an Kunst und seinem Streben nach Diversität ist Heart of Noise revolutionär in dem Sinn, dass Hör- und Sehgewohnheiten hinterfragt und Grenzen ausgeweitet werden. Ähnliche Konzepte kennt man vom Donaufestival in Krems oder dem Elevate Festival in Graz – sie sind Türen zu neuen Denk-, Klang- und Kunsträumen, und wer sich darauf einlässt, wird viel Neues entdecken.