Da legst dich nieder: Biathlon-Training für Anfänger
Wie fühlt es sich an, mal einen Sport auszuprobieren, den man nur aus dem Fernsehen kennt? Einen Sport, der so anstrengend aussieht, dass mir eigentlich beim Zuschauen schon der Spaß daran vergeht? Athleten, die sich steile Anstiege mit Langlaufskiern im Stakkatoschritt bergauf quälen, beim Schießstand eine elegante Bauchlandung hinlegen und dann, völlig außer Atem, mit einem Gewehr dennoch auf 50 Meter Distanz mitten ins Schwarze einer handtellergroßen Zielscheibe treffen.
Nachdem ich so einen Biathlon-Bewerb im Fernsehen gesehen hatte, fühlte ich mich wie ein unsportliches Würstel im Vergleich zu den supertrainierten Athleten, die da über den Bildschirm huschten. Biathlon zu betreiben schien mir ungefähr so realistisch, wie einmal im Leben zum Mond zu fliegen. Außerdem bin ich einfach kein Wettkampf-Typ, mache Sport prinzipiell nur aus Spaß an der Bewegung.
So schnell ändern sich die Dinge: Schon liege ich am Bauch, vor mir eine Zielschiebe, neben mir ein Trainer, in der Hand ein Gewehr. Ich besuche einen Schnupperkurs im Biathloncenter Erpfendorf bei St. Johann in Tirol. Ich ziele, mein Zeigefinger zittert am kalten Abzug des Gewehrs – und treffe ins Schwarze! Okay, ich bin vorher nicht gelaufen und die Zielscheibe steht nur halb so weit weg wie bei einem Biathlon-Bewerb. Aber das muss ja keiner wissen.
Eine Langlauftrainerin nimmt mir und den anderen Biathlon-Aspiranten gleich mal die überlangen Stöcke weg. Sie legt die Hände in die Hüften und gleitet schwerelos im Schlittschuhschritt – pardon – in Skating-Technik davon. Wir folgen ihr im Entenwatschelschritt, die leichten, dünnen Ski machen es schwerer als gedacht. Gewöhnt bin ich ja sonst meine doppelt so breiten Freeride-Ski und schwere Skischuhe. Im Vergleich dazu trage ich jetzt Zahnstocher mit Ballerinas an den Füßen. So ähnlich fühlen sich wohl Eiskunstläufer. Alles eine Frage der Balance.
Dann der ultimative Test: Die Kombination aus Schießen und Langlaufen, Biathlon also. Die Trainer teilen uns in zwei Gruppen, die bei einem Staffelbewerb gegeneinander antreten sollen. Ich mustere die Kolleginnen und Kollegen in meinem Team, ein paar gute Langläuferinnen sind dabei. Die eine hat auch die Probeschüsse gut getroffen, der andere kaum etwas. Und unsere Gegner? Auch dort stehen ein paar, die schon Langlaufen können, im Gegensatz zu mir. Wir üben uns im lässigen Lächeln. Ein Wettkampf? Mir doch egal. Irgendwo aus dem Bauch steigt dennoch dieses seltsame Gefühl auf, das ich noch nicht recht deuten kann.
Der Startschuss fällt. Meine Kollegin hat die erste Runde gut absolviert, wir liegen knapp vor dem anderen Team. Wir klatschen ab, ich stoße die überlangen Langlaufstöcke mit aller Kraft in den Schnee, die Ski schießen nach vorne, mein Oberkörper kippt nach hinten. Nein, nicht jetzt! Bitte. Nach zehn Metern sitze ich am Hintern, Übermotivation hat mich zu Fall gebracht. Mein Gegner gleitet an mir vorbei, Gelächter hinter mir. Vorsichtig stehe ich auf und stoße mich jetzt langsamer ab. Es klappt. Ich hole auf. Anfeuerungsrufe! Die Runde erscheint mir ewig, obwohl es kaum mehr als 200 Meter sind. Abbremsen! Ja den Schneepflug, den kann ich noch. Hinlegen, auf den Bauch. Die Skier sind im Weg, aber egal, volle Konzentration aufs Schießen und Atmen. Atmen und Schießen. Ruhig. Einmal. Zweimal. Und nochmal getroffen. Das bedeutet, ich spare mir die Strafrunde. Abklatschen. Wir sind vorne. Und bleiben es bis zum Schluss. Jubel. Euphorie. Genial! Aber eigentlich bin ich ja kein Wettkampftyp. Seltsam.
Hier findet ihr Tipps dazu, wo ihr Biathlon selbst mal ausprobieren könnt: www.tirol.at/gaestebiathlon