Die Tiroler Berge heißen Sie mit rund 24.000 Kilometer Wanderwegen…
Aussichtsreiche Wanderungen: Nicht der Gipfel, sondern der Weg ist das Ziel
© Alpbachtal Tourismus/Bernhard Berger
Hütten, Bäche, Lichtungen, Sättel – es gibt so viel mehr Orte im Gebirge als Gipfel. Auf diesen neun Wanderungen ist tatsächlich der Weg das Ziel.
Über stille Wege zum Scharnitzjoch
Das Wettersteingebirge kulminiert in der Zugspitze, einem der meistbesuchten Gipfel der Alpen. Wir begeben uns auf stilleren Wegen ins Scharnitzjoch, auf 2.048 Meter Höhe. Der Weg führt wunderschön von Leutasch durch das Puittal. Im Sattel bekommt man einen tollen Blick auf die wilden Felswände des Wettersteins und die schroffen Gipfel der Mieminger Kette. Davon halten wir uns lieber fern und rasten hier im weichen Gras – gleich neben der fotogenen Erinnerungshütte und, mit etwas Glück, mit einigen Schafen. Wer einen anderen Rückweg wählen möchte, kann über die Wettersteinhütte absteigen.
© Akademischer Alpenverein München
Wilde Wasser im Stubaital
Die Wanderung bietet alles, was die Alpen hergeben. Außer einen Gipfel. Wald, zwei Wasserfälle, See, Hütte, Gletscher. Los geht’s ganz hinten im Stubaital, wo der WildeWasserWeg startet. Der startet an den Ufern der Ruetz und führt 22 Kilometer direkt am Fluss entlang. Zuerst geht es im Wald über Treppen und Leitern den gigantischen Grawa-Wasserfall hinauf. Weiter führt der Weg über einen von Bergflanken umgebenen Talkessel zum Sulzenaufall und zur Sulzenauhütte. Als Belohnung wartet der Blick am Gletschertor. Dort erhebt sich der eindrucksvolle Sulzenauferner aus Eis und Fels, zu dessen Füßen sich ein See erstreckt. Sollte man noch einen Abstecher zur Blauen Lacke machen, sollte man vielleicht zwei Tage für die Tour einplanen.
© Tirol Werbung/Robert Pupeter
© Tirol Werbung/Ramon Haindl
Weg vom Olpererhaus, hin zum Petersköpfl
Berühmt in den Zillertaler Alpen: der Olperer. Noch berühmter: die Olpererhütte. Wir nehmen etwas Abstand davon und steigen zum Friesenberghaus und weiter zum „Möchtegern“-Gipfel Petersköpfl auf 2.679 Metern Höhe. Dort ist man mit Hunderten Mandln in bester Gesellschaft. Warum es trotzdem so ruhig ist? Weil es deutlich mehr „Stoamandln“ als echte Menschen sind. Das perfekte Insta-Motiv ist somit auch gleich gesichert, neben dem Blick auf den Großen Möseler, Hochfeiler und Hochferner versteht sich.
© Tirol Werbung/Jannis Braun
© Tirol Werbung/Jannis Braun
Vier Seen im Ötztal
Manche Wanderer sammeln im Ötztal die prestigeträchtigen Gipfel wie Wildspitze, Similaun, Wildgrat oder Hohe Wilde. Das kann man natürlich machen, aber jetzt sind die Seen dran. Bei der Rundwanderung kommt sogar ein ähnliches Pensum wie bei einer langen Gipfeltour zusammen. Schließlich sind es fast 17,5 Kilometer, die vom Weiler Lehn in Längenfeld über die Leckalm zum Plattachsee, Weißen See, Unteren Spitzing See und Hauersee führen. Auf dem Rückweg bietet die Wöckelwarte einen besonders guten Blick auf Längenfeld und damit einen schönen Abschluss der Wandertour.
© Ötztal Tourismus/Katharina Nösig
Schönste Täler im Verwall
Manche Täler sind so schön, dass man gar nicht erst auf den Gipfel möchte. Dazu gehört, der Name sagt schon alles, das „Schönverwalltal“ im Verwall. Gestartet in St. Anton am Arlberg geht es nicht etwa in Richtung der berühmten Valluga, sondern nach Süden. So erwandern wir uns das ganze Verwalltal bis zu den Scheidseen. Wer nicht genug vom Tal bekommt und am nächsten Tag zum Beispiel auch noch das benachbarte ebenfalls wunderschön wilde Fasultal erkunden will, kann für eine Nacht auf der Konstanzer Hütte bleiben.
© Tirol Werbung/Jannis Braun
Die stille Seite des Rofans
Das Rofan ist im Sommer sehr gut besucht – um es milde auszudrücken. Vom Achensee führt eine Bergbahn direkt hoch zur kleinen Gebirgsgruppe mit vielen einfach erreichbaren Aussichtsgipfeln sowie zum beliebten 5-Gipfel-Klettersteig. Interessiert uns alles nicht. Wir nähern uns dem Gebirge von der ruhigen Seite, vom eh schon stillen Bergsteigerdorf Steinberg. Am besten geht das – ist aber kein Muss – mit Mountainbike-Unterstützung. Während am Zireiner See wahrscheinlich einiges los sein wird, ist es auf der Nordseite des Rofans richtig ruhig. Super für heiße Tage, da der See und der Schatten der hohen Nordwände gut abkühlen.
© Alpbachtal Tourismus/Gemeinde Münster
Am Stripsenjochhaus Wilder Kaiser schauen
Im Wilden Kaiser warten einige berühmte Ostalpen-Kletterberge wie Fleischbank, Predigtstuhl und Totenkirchl. Die Bekletterung überlassen wir anderen. Wir wandern eher gemütlich die 2,5 Kilometer vom Parkplatz im traumhaft schönen Kaiserbachtal über die Griesner Alm bergauf. Oben angekommen, befindet sich das Stripsenjochhaus auf 1.577 Höhenmetern im Kaisergebirge. Wir beobachten von der Terrasse aus die Kletterer in den berühmten Wänden. Übrigens: Der Aufstieg ist auch von der Kufsteiner Seite aus durch das Kaisertal schön, dauert aber etwas länger.
© Tirol Werbung/Monika Höfler
Filmreifer Almboden in den Kitzbüheler Alpen
Bevor uns die hohen Gipfel am Ende des Zillertals locken, biegen wir links ab. Unser Ziel: der Märzengrund, zu dem nur Pfade und Forststraßen führen. Hier muss es schön sein, dient es doch immer wieder als Drehort und Inspirationsquelle für Theater und Film. Der Märzengrund als Heimat des Einsiedlers „Sieml“, auf dessen Spuren man sich sofort begeben möchte. Sieml wollte lieber hier als im Tal leben. Das erzählen die Geschichten und so schauen wir von der Gmünder Alm auf die Gipfel der Kitzbüheler Alpen, wie er es einst getan hat.
© Metafilm / Paul Sprinz
© Metafilm / Paul Sprinz
Zierpfad zur Zeischalm
Dieser besondere Weg im Valser Tal wurde vom „Steinkünstler“ Erich Gatt mit ganz viel Liebe hergerichtet. Überall säumen Skulpturen, Schnitzereien, selbstgebaute Wasserräder den Weg hoch zur Zeischalm auf 1.925 Höhenmetern. Da hat man garantiert überall etwas zu schauen. Wer etwas Glück mitbringt, trifft den Meister vielleicht bei der Arbeit. Seit vierzig Jahren stapelt er hier Stein auf Stein. Das geht so den Weg bis zum Gipfel der Hohen Kirche weiter. Den lassen wir aber Gipfel sein und chillen lieber auf einer Bank an der Alm.
Erich Gatt vor dem Steinfeld unweit der Alm. Die grünliche Farbe stammt von Flechten, die über die Steine gewachsen sind.