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Zurück in die Zukunft

Aktualisiert am 13.05.2019 in Magazin

Fotos: Bert Heinzlmeier

Die Designerin Jessica Covi hat in New York und Sydney gearbeitet. Gemeinsam mit Tischlern aus Going und Messermachern aus Fulpmes will sie nun traditionelles Handwerk und modernes Design verbinden.

Wenn man bei Ihnen durch die Wohnungstür kommt, was sieht man als Erstes?
Garderobenhaken der dänischen Traditionsmarke „Skultana 1607“ und eine Bank von meinem Label „Grete Kraft Atelier“.

Durch das Internet ist es leichter geworden, sich über Möbel und Inneneinrichtung zu informieren – und die Artikel auch schnell zu bestellen. Ist das die Demokratisierung von Design – oder eine Art Ikea 2.0?
Ich finde es gut, dass Design zugänglicher geworden ist. Die Kehrseite ist, dass alle dieselben Plattformen wie Pinterest nutzen und am Ende die gleichen Vintage-Edison-Lampen und Einmachgläser als Trinkgläser daheim haben. Du kannst in einen Coffeeshop in Japan gehen, in San Francisco oder Wien und siehst dieselben Gestaltungselemente. Das ist die Globalisierung von Kultur und Geschmack. Wir alle werden durch das Internet anspruchsvoller und aufgeklärter. Aber von der Differenzierung und Wertschätzung der Details sind wir noch weit entfernt. Für mich ist die spannende Frage, wie sich moderner Zeitgeist mit regionaler Kultur verbinden lässt.

Gab es einen Schlüsselmoment, als Sie wussten: Ich möchte Dinge gestalten?
Ich habe als Kind schon Grundrisse gezeichnet, ständig Zimmer umgeräumt und Möbel aus Schachteln gebaut. Meine Gedanken kreisen ständig darum, Gestaltungsprobleme zu lösen und die Umgebung für meine Mitmenschen ein bisschen besser zu machen. Das ist der Grund,warum ich morgens aufstehe.

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Jessica Covi

stammt aus dem Tiroler Gschnitztal. Nach ihrem Industrie- und Produktdesignstudium in Wien lebte sie unter anderem in Zürich, New York und Sydney. Nach Arbeiten für Unternehmen wie Frog Design, Google oder Anheuser-Busch InBev betreibt sie seit 2017 ihr eigenes Label „Grete Kraft Atelier“. Dabei arbeitet sie mit Tiroler Handwerkern zusammen und verknüpft traditionelles Handwerk und modernes Design. Im Hotel Trinserhof, das seit vier Generationen von ihrer Familie betrieben wird, veranstaltet sie auch die Kulturreihe „Holding Heimat“. Aktuell arbeitet sie als Creative Director in München. Trotzdem trifft man sie immer wieder in den Bergen rund um ihren Heimatort. So viel Zeit muss sein.

Ihre Familie betreibt seit vier Generationen das Hotel Trinserhof. Haben Sie nie daran gedacht, das Geschäft mal zu übernehmen?
Für mich hat der Trinserhof eine Seele – und ist viel mehr als nur ein Gebäude. Das kommt einerseits von meiner Familie. Jeder von uns steckt so viel Liebe und so viel Energie hinein, von Servieren, Tellerwaschen bis Garten-, oder Malerarbeiten. Aber es sind auch die ganzen Feste, die vielen Gäste, die das Haus zum Leben erwecken. Und alles beruht auf einem Mix aus Alt und Neu, jedes Zimmer sieht anders aus, erzählt eine andere Geschichte. Eines ist nach meinem Urgroßvater benannt, und neben seinem alten Teleskop und seinen Gemälden stehen meine Möbel.

Trins liegt im Gschnitztal zwischen Innsbruck und Brenner und hat etwa 1.250 Einwohner. War der Ort einfach zu klein für Sie?
Ich habe fast ein schlechtes Gewissen, so toll war meine Kindheit. Aber ich wollte schon immer als Designerin in New York arbeiten. Meine Mutter ist Amerikanerin, mein Vater hat Wurzeln im Trentino, und beide haben meiner Zwillingsschwester Jenn und mir viel Neugierde mitgegeben. Als Gasthauskind lernt man, dass es noch mehr da draußen gibt. Und das will man dann auch mal erleben.

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Ich hatte immer sehr viel Heimweh nach Tirol

Obwohl Sie in vielen Metropolen gelebt haben, beschäftigen Sie sich in letzter Zeit hauptsächlich mit dem Thema Heimat.
Mit 18 bin ich weg von zu Hause – hatte aber immer sehr viel Heimweh. Meine Familie, Tirol und die Alpen sind so ein wichtiger Teil von mir. Wenn ich in ein neues Land reiste, wollte ich oft schöne „alpine“ Dinge als Geschenk mitbringen. Aber das meiste war unnützer Kitsch und oft nicht mal in Tirol hergestellt. Das war einer der Hauptgründe, Grete Kraft Atelier zu gründen.

Sie arbeiten eng mit Tiroler Handwerkern zusammen. Was kann eine Designerin von einem Tischler lernen?
Mein Tischler, der Georg Trixl, ist ein außergewöhnlicher Handwerker. Ich bin zum Beispiel fasziniert von seinen traditionellen Steckverbindungen. So kann man Möbel ohne eine einzige Schraube bauen.

Sie spielen ja auch mit Klischees. Das abgerundete Dreieck in den Bänken und Schneidebrettchen erinnert sehr an das Herz in der Klotür, nicht?
Die Spannung aus Tradition und Form hilft bei der Entwicklung einer neuen Designsprache. Im Fall des Herzls trifft Weichheit auf Geradlinigkeit. Ich arbeite oft mit Kontrasten: Sei es bei Materialien, wenn etwa Holz auf Metall trifft. Oder indem traditionelle Techniken modern eingesetzt werden.

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Ich will Tradition in ein positives Licht rücken

Sie sprechen von einer „neuen alpinen Tradition“. Was heißt das genau?
Die Begriffe Tradition und Heimat werden gerade weltweit von Populisten verwendet. Und ich will verhindern, dass die Begriffe eine negative Konnotation bekommen. Tradition hat etwas mit Ritualen zu tun, und die können auch mit mehreren Kulturen entstehen. Ich will das intensive Gefühl, das Tirol und die Alpen mir und vielen anderen geben, zelebrieren und Tradition in ein positives Licht rücken. Gleichzeitig strebe ich nach Innovationen. Aber das widerspricht sich nicht. Mein Tischler nutzt traditionelle Steckverbindungen und setzt sie mit einer modernen Drei- Achsen-CNC-Fräse um.

Welches Produkt versinnbildlicht die Idee von Grete Kraft am besten?
Das Buttersemmelmesser „Sigi“. Ich hatte ursprünglich ein klassisches Buttermesser ohne Schneidekante entworfen. Und dann fahre ich zu meinem Messermacher, dem Herrn Denifl in Fulpmes. Durchs Stubaital rauf, am Skigebiet vorbei, zeige ihm meine schicke Broschüre und 3-D-Zeichnungen, und er meint nur: „Ja, was soll denn des? Des braucht doch an Wellenschliff. Des isch doch a Butter-semmelmesser, sonst kannsch die Semmel ja nit schneidn!“ Und deswegen hat das Buttermesser jetzt eine Schneidekante. Ich liebe es, wenn meine Handwerker mir solches Feedback geben. Genau deswegen ist das Design am Ende stimmig. Der Hocker „Andi“ ist auch ein gutes Beispiel, weil er so universell einsetzbar ist. Meine Mutter benutzt ihn zum Schuheanziehen, steigt aber auch darauf, um etwas vom Regal zu holen, oder nimmt ihn als Beistelltisch. Ich möchte Gebrauchsgegenstände entwerfen. Und das Design soll nicht elitär wirken.

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Welches Objekt möchten Sie als Nächstes gestalten?
Meine nächste Mission ist Glas. Durch meinen Vater bin ich auf eine typische Tiroler Flaschenform gestoßen, die mir als Inspiration dient: die Nabelflasche. Mich fasziniert die traditionelle Glasbläsertechnik und das Spiel von Form, Licht und Farbe, das dadurch entsteht.

Besitzen Sie auch Dinge, die nicht schön sind?
Eigentlich nicht. Meine Designphilosophie lautet: Weniger und dafür bessere Dinge. Als ich letztes Jahr mit meinem Mann nach München gezogen bin, haben wir monatelang fast nichts in der Wohnung stehen gehabt. Bevor ich irgendetwas Beliebiges kaufe, sitze ich lieber auf dem Boden.

Dieser Beitrag wurde von einem Gastautor geschrieben. 

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