Schigymnasium Stams, Folge 1: Der große Traum
Text: Simon Leitner
Im Schigymnasium Stams werden Schüler nicht nur auf den sogenannten Ernst des Lebens, sondern auch auf eine (mögliche) Laufbahn als Profi-Skifahrer vorbereitet. Sport.tirol hat recherchiert, was die Jugendlichen daran reizt, was sie alles dafür tun und wie ihr Schulalltag aussieht. Die erste Episode einer Reihe über den Skinachwuchs im Schigymnasium Stams.
„Ohne Skifahren wäre es langweilig. Ich wüsste einfach nicht, was ich sonst tun sollte.“ Nein, ein Leben ohne „seinen“ Sport kann sich Dominik einfach nicht vorstellen. Und damit ist er nicht alleine, zumindest nicht am Schigymnasium Stams, wo die heimischen Skistars von morgen ausgebildet werden. Die Schüler kommen dabei aus allen Teilen Österreichs, sie alle eint aber eines: der große Traum, irgendwann mal ein erfolgreicher Skisportler zu werden.
Immer wieder eine neue Erfahrung
Wie viele seiner Mitschüler hat auch Dominik schon in seiner Kindheit mit dem Skifahren begonnen. „Mama und Papa haben es mir beigebracht, als ich etwa zwei Jahre alt war“, erzählt der 14-Jährige. „Irgendwann haben sie mich gefragt, ob ich nicht mal Rennen fahren wolle. Ich habe mir gedacht, ja, wieso nicht, und fand es dann wirklich lässig.“ Mit neun Jahren habe er sich entschieden, auf die Skimittelschule nach Neustift zu gehen, bevor er ins Schigymnasium Stams wechselte.
Am Skifahren gefalle ihm vor allem, dass jedes Rennen und sogar jedes Training eine neue Herausforderung darstellten. „Jeder Lauf, jede Strecke und jede Piste sind anders“, so der Ötztaler. Noch fährt er im dritten Schülerjahr (von insgesamt vieren), in zwei Jahren steigt er allerdings in die sogenannte FIS-Klasse ein. „Da kommt es dann wirklich drauf an, wie gut du bist“, so Dominik. „Denn wenn du in der FIS gut fährst, kann es sein, dass du in den Nachwuchskader des ÖSV kommst.“ Und das sei Voraussetzung für die nächsten Stationen wie den Europacup und schließlich den Weltcup. „Bei mir dürfte es allerdings noch vier, fünf Jahre dauern, bis es mal soweit ist“, meint der Ötztaler.

Sich frei fühlen
Dass der Um- bzw. Einstieg in die FIS-Klasse durchaus hart sein kann, weiß auch Florian, ebenfalls Schüler des Schigymnasium Stams. „Das ist fast so, als würde man nochmal von vorn beginnen“, erklärt der 18-Jährige. „Da kann es schon mal passieren, dass du zehn Sekunden hinter den anderen bist.“ Für ihn persönlich etwa sei das erste Jahr in der FIS ziemlich hart gewesen, mittlerweile habe er sich allerdings, nicht zuletzt dank einer Trainingsumstellung, wieder gefangen. Nun befindet er sich im dritten FIS-Jahr und tut alles Nötige, damit sein Wunsch von einer Teilnahme am Weltcup irgendwann auch in Erfüllung geht.
Druck macht sich Florian jedoch keinen, wie er sagt: „Druck entsteht immer im eigenen Kopf. Aber eine gewisse Lockerheit braucht’s, sonst wird dir nichts gelingen.“ Deshalb setze er sich eher kurzfristige Ziele, blicke von Rennen zu Rennen, von Tor zu Tor. „Ich möchte nicht so weit vorausschauen, sondern mich mehr aufs Jetzt konzentrieren“, so der 18-Jährige, auf den der Skisport seit jeher eine große Faszination ausstrahlt. „Eigentlich ist es ganz einfach zu erklären: Wenn du in der Früh deine ersten Schwünge allein in den Schnee ziehst, fühlst du dich einfach frei. Ein besseres Gefühl gibt es nicht.“ Und besonders schön sei es, wenn man dieses Hobby, wie er, zu seinem (zukünftigen) Beruf machen und das Ganze Tag für Tag erleben könne.
Was man gerne macht
Auch Leonie, die erst seit relativ kurzer Zeit das Schigymnasium Stams besucht, war schon sehr früh in ihrem Leben auf Skiern unterwegs. „Ich habe schon als Kind mit dem Skifahren angefangen und bin immer mit meinen Eltern mit auf die Piste gegangen“, erzählt sie. „Mir hat das eigentlich von Anfang an voll Spaß gemacht.“ Und diese Freude, so Leonie, habe sie sich immer erhalten. „Beim Skifahren bin ich in der Natur unterwegs, mit Freunden zusammen und kann meiner Leidenschaft nachgehen. Das ist einfach das, was ich gern tue“, so die 14-Jährige.
In ihrer noch jungen Karriere als angehendes Ski-Ass konnte Leonie bereits einige Erfolge für sich verbuchen, unter anderem zwei gute Ergebnisse bei internationalen Rennen im vergangenen Jahr. „Damals habe ich den Slalom gewonnen, und beim Riesentorlauf wurde ich Zweite“, berichtet Leonie. „Das bedeutet mir sehr viel, und ich hoffe, dass ich so weitermachen kann.“ Daran arbeitet sie hart, und das muss sie auch, wenn sie ihr großes Ziel, eine WM-Medaille, erreichen will. „Das wäre schon super“, sagt Leonie. „Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.“
Einer für alle
Potenzielle Idole gibt es viele für den künftigen Skinachwuchs, aber auf einen können sie sich alle, auch Leonie, Dominik und Florian, einigen: Marcel Hirscher. „Er war nicht nur ein guter Skifahrer, sondern immer ehrgeizig und hat fleißig trainiert“, meint etwa Leonie. Dominik fügt hinzu: „Er hat gezeigt, dass alles möglich ist, wenn man kämpft und sich reinhängt.“ Und auch Florian ist der Ansicht, dass Hirscher alles „erreicht hat, was man erreichen kann. Speziell in mentaler Hinsicht ist er ein Vorbild für uns alle.“
Genau das können sich die „Jungen“ des Schigymnasium Stams von Hirscher und anderen, ehemaligen wie aktiven Stars abschauen: dass es, um Erfolge als professioneller Skifahrer zu feiern, nicht nur Talent, sondern auch harte Arbeit und viel Training braucht. Was genau zu diesem alles dazugehört, wie der Alltag der Schüler im Schigymnasium Stams aussieht und wie sich sportliche und schulische Anforderungen verbinden lassen, davon berichtet sport.tirol in der nächsten Episode.
Nachwuchstalente in Stams
Dies ist die erste Episode einer vierteiligen sport-Reihe über den Skinachwuchs im Schigymnasium Stams.