Auf dem Gipfel der Liebe: Daniel & Carolina
Jedes Jahr verlieben sich Menschen aus der ganzen Welt in die Tiroler Berge und Kultur – und manche verlieben sich auch in eine Tirolerin oder einen Tiroler. Wir haben internationale Paare gefragt, welche Rolle die Berge in ihrer romantischen Geschichte gespielt haben.
Wiener Walzer in der Silvesternacht
Daniel Sperl, 38, und seine kolumbianische Frau Carolina Osorio Rogelis, 41, leben gemeinsam in Innsbruck. Sie engagieren sich für den Verein Klimabündnis und importieren per Segelschiff fair gehandelten Kaffee aus Kolumbien.
Caro: Alles begann in dem Strandort Palomino. Von dort kann man den höchsten Berg des Landes sehen. Palmen und schneebedeckte Gipfel: ein sehr romantischer Ort.
Daniel: Um den Gipfel auch zu sehen, muss man aber sehr früh aufstehen, weil später die Wolken aufziehen. Wir sind also um 6 Uhr losmarschiert. Bei dem Spaziergang hat es gleich mal gefunkt.
Und ich habe meinen Rückflug nach Bogotá verpasst.
Ich musste auch zurück nach Bogotá, aber als Öko-Fritz bin ich natürlich nicht geflogen, sondern 18 Stunden mit dem Bus gefahren. Dort hatten wir dann noch mal eineinhalb Tage zusammen und waren zum ersten Mal gemeinsam in den Bergen – die Stadt liegt ja auf fast 3.000 Metern. Nach meiner Abreise blieben wir über das Netz in Kontakt.
meinTirol-Magazin
Dieser Artikel ist aus dem meinTirol Magazin. Unter www.tirol.at/abo können Sie das Magazin abonnieren und bekommen jede Ausgabe kostenfrei nachhause in den Briefkasten.
Damals war ich in der kolumbianischen Friedensbewegung aktiv. Wenn wir telefoniert haben, hat Dani sich sehr für das Thema interessiert. Da habe ich gemerkt, dass uns nicht nur der romantische Strandspaziergang verbindet, sondern auch eine politische Leidenschaft. Das nächste Mal haben wir uns in Barcelona gesehen, als ich dort eine Freundin besucht habe.
Ich bin aus Innsbruck angereist. Wieder mit dem Bus.
Es war Neujahr, und Dani hat darauf bestanden, um Mitternacht Wiener Walzer mit mir zu tanzen. Eine schöne österreichische Tradition!
Anschließend sind wir per Anhalter zurück nach Innsbruck gefahren, um auch etwas Zeit in meiner Heimat zu verbringen.
An die Reise kann ich mich noch gut erinnern. Vor allem an unsere Bergtour!
Ich hatte eine Schneeschuhwanderung ins Karwendelgebirge geplant. Schnee kannte Caro bis dahin ja nur aus der Entfernung. Leider hatte ich mich bei der Tourplanung ein wenig vertan, wir kamen erst um 22 Uhr in dem eisigen Winterraum an.
Das war das erste und das letzte Mal, dass ich mit Schneeschuhen unterwegs war! Aber es war eine gute Erfahrung, um sich besser kennenzulernen. Danach wussten wir, dass wir auch in schwierigen Situationen zusammen funktionieren.
Wir haben uns dann noch ein paarmal gegenseitig besucht, bevor wir im April 2018 beschlossen, zu heiraten und gemeinsam in Innsbruck zu leben.
In Kolumbien haben wir in der Schule das mittelalterliche Europa durchgenommen. Als ich hierherkam, stand ich plötzlich tatsächlich im Mittelalter! Hier gibt es noch die alte Stadtmauer, die Straßen sind winzig und winden sich ohne jede Ordnung.
Mich hat positiv überrascht, wie gut Caro von meinem Freundeskreis aufgenommen wurde. Sie ist ja eher quirlig. Aber das Klischee vom reservierten Tiroler hat sich zum Glück nicht bestätigt.
Auf dem Gipfel der Liebe
Dieser Artikel ist Teil der Serie "Auf dem Gipfel der Liebe". In dieser Serie porträtieren wir Paare, die in Tirol leben und aus einer Tiroler und einer Nicht-Tiroler Hälfte bestehen.
Mit unserem gemeinsamen Projekt „Klimabohne“ importieren wir nachhaltig produzierten Kaffee von Kleinbauernfamilien in Kolumbien mit dem Segelschiff nach Europa. Ich erzähle unseren Kunden dann immer von meinen persönlichen Erfahrungen mit der ländlichen Bevölkerung. Ich hoffe, dass sie diese Geschichten gerne hören. Insgesamt habe ich mich in Innsbruck sehr willkommen gefühlt.
Wir haben aber auch Freunde, die wieder zurück nach Kolumbien sind, weil sie ihre Heimat zu sehr vermisst haben. Aber Bogotá ist wie Innsbruck eine Metropole in den Bergen. Obwohl die Städte so weit voneinander entfernt sind, gibt es überraschend viele Ähnlichkeiten.
Woran ich mich allerdings nie gewöhnen werde: dass hier alles so genau geplant wird. In Lateinamerika tragen wir unsere Verabredungen mit Freunden nicht in den Kalender ein, man besucht sich einfach!